Anmerkungen zur Transkription: die "Systematic and Reflexive Interviewing and Reporting" (SRIR)-Methode
DOI:
https://doi.org/10.17169/fqs-18.2.2739Schlagworte:
Feldforschung, Transkription, Interviews, Survey, Epistemologie, Grounded-Theory-Methodology, PartizipationAbstract
Die wortgetreue Transkription von Interviews wird oft als zeitraubender, aber unumgänglicher Schritt im Forschungsprozess erachtet. Obwohl detaillierte Transkriptionen unzweifelhaft für Diskurs- und Sprachforscher/innen erforderlich sind, finden sie sich häufig auch in sozialwissenschaftlichen Untersuchungen, zuweilen gerechtfertigt mit der Intention, die Güte der Forschung und ihrer Ergebnisse zu verbessern. Ausgehend von aktuellen Feldforschungserfahrungen im ländlichen China, für die ich zunächst auch wortgetreue Transkriptionen vorgesehen hatte, befasse ich mich in diesem Beitrag kritisch mit der Rolle von Transkriptionen für das Design, die Umsetzung und die Ergebnisse transkultureller, mehrsprachiger qualitativer Forschung. Ich zeige, dass in meinem Fall wortgenaue Transkripte teilweise sogar eine Reduktion wichtiger Informationen zur Folge hatten und den Prozess der Datenreduktion und -analyse unnötig verlängerten zulasten der Arbeit im Feld. Deshalb schlage ich eine Alternative für das Sammeln, Kodieren, Kategorisieren und Analysieren qualitativer Daten vor, die "Systematic and Reflexive Interviewing and Reporting (SRIR)-Methode. Zur Verwendung kommen teil- und unstrukturierte Interviews von zwei oder mehr Forschenden, die nach Durchführung die Interviews zusammen reflektieren und hiervon ausgehend gemeinsam Interview- und Analyseberichte verfassen. Damit beginnt der Prozess des Kodierens und der Datenanalyse in situ, d.h. die kritische Auseinandersetzung mit emergierenden Themen findet unmittelbar und nicht nach der Feldarbeit statt. Die Methode eignet sich im Besonderen für Projekte, die auch zeitlich offen und flexibel konzipiert sind und in die neue Informationen unmittelbar einbezogen werden sollen, potenziell mit der Konsequenz, sogar den Fokus der Studie im Forschungsverlauf zu verändern.
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