Gespräche über Nachhaltigkeit – nachhaltige Gespräche? Die kommunikative Konstruktion der sozialen Fiktion Nachhaltigkeit

Autor/innen

  • Regine Herbrik Kreisvolkshochschule
  • Heike Kanter Hochschule Magdeburg-Stendal

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-20.1.2825

Schlagworte:

Nachhaltigkeit, soziale Fiktion, soziales Imaginäres, kommunikativer Konstruktivismus, rekonstruktive Sozialforschung, dokumentarische Methode, Grup­pen­diskussion, lautes Denken, Leitfadeninterview

Abstract

In diesem Artikel machen wir das Sprechen über Nachhaltigkeit zum Untersuchungsgegenstand, indem wir nachvollziehen, wie Nachhaltigkeit kommunikativ konstruiert und dabei als dynamische, aber relativ stabile soziale Fiktion erkennbar wird. Wir leisten gleichzeitig einen Beitrag zur methodischen und methodologischen Reflexion der handlungspraktischen Relevanz des (sozialen) Imaginären. Dabei stützen wir uns auf eine empirische Studie, innerhalb derer wir sozialwissenschaftlich induzierte Gespräche mit und zwischen Personen, die über die Nachhaltigkeit ihres Alltags sprachen, untersucht haben. Die Teilnehmenden dieser Gespräche sahen sich mit dem bekannten Dilemma konfrontiert, dass vollständig nachhaltiges Handeln aufgrund des universellen Geltungsanspruchs der Nachhaltigkeit unmöglich zu sein scheint. Mithilfe der dokumentarischen Methode arbeiten wir die Art und Weise des kommunikativen Umgangs mit der Unmöglichkeit, allen Nachhaltigkeitsanforderungen gerecht zu werden, an empirischem Material heraus. Im Fokus stehen dabei insbesondere Rechtfertigungsmuster, normativ-imaginäre Gedankenspiele und die rhetorische Distanzierung von tagtäglichen Handlungszwängen durch grammatikalische Konstruktionen im Konjunktiv, die auf wünschenswerten oder unerwünschten, dys- oder utopischen Alternativszenarien fußen.

Theoretisch beziehen wir uns auf den kommunikativen Konstruktivismus und die Übertragung des literaturanthropologischen Konzepts des Fingierens nach ISER (1991) auf die wissenssoziologische Forschung. Nachhaltigkeit dient uns als Beispiel, anhand dessen die kommunikative Konstruktion sozialer Fiktionen mit universalem Geltungsanspruch herausgearbeitet wird.

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Autor/innen-Biografien

Regine Herbrik, Kreisvolkshochschule

Dr. Regine HERBRIK ist außerplanmäßige Professorin und Lehrbeauftragte an der Leuphana Universität Lüneburg und Leiterin der Volkshochschule Ludwigslust-Parchim. Sie forscht zur kommunikativen Konstruktion des Imaginären in Spiel, Religion und Alltag sowie zur Soziologie der Emotionen. Sie nutzt und entwickelt interpretative Methoden, die auf der hermeneutischen Wissenssoziologie basieren und phänomenologische Aspekte integrieren.

Heike Kanter, Hochschule Magdeburg-Stendal

Dr. Heike KANTER ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Sie ist Soziologin und hat die Forschungsschwerpunkte rekonstruktive Sozialforschung, insbesondere visuelle Methodologie und Methoden der Bildanalyse; praxeologische Wissenssoziologie; Körpersoziologie; Migrationssoziologie.

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Veröffentlicht

2019-01-27

Zitationsvorschlag

Herbrik, R., & Kanter, H. (2019). Gespräche über Nachhaltigkeit – nachhaltige Gespräche? Die kommunikative Konstruktion der sozialen Fiktion Nachhaltigkeit. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 20(1). https://doi.org/10.17169/fqs-20.1.2825

Ausgabe

Rubrik

Einzelbeiträge