Zeitlichkeit im Diskurs: Methodologische Herausforderungen und der Vorschlag eines quantifiziert-qualitativen Ansatzes

Autor/innen

  • Julian Hamann University of Bonn
  • Lisa Suckert Max Planck Institute for the Study of Societies

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-19.2.2954

Schlagworte:

Zeitlichkeit, Diskursanalyse, Visualisierung, Methodologie, Kapitalismus

Abstract

Wenngleich die Untersuchungsgegenstände soziologischer Diskursanalysen in der Regel eine zeitliche Dimension aufweisen, hat Zeitlichkeit aus methodologischer Perspektive bislang kaum Beachtung gefunden. Indem wir die methodologischen Konsequenzen von Zeitlichkeit in diesem Beitrag systematisch explizit machen, wollen wir eine wichtige, aber bislang noch ausstehende methodologische Debatte anstoßen. Unser Artikel leistet zu dieser Debatte zwei zentrale Beiträge. Zunächst beschreiben wir vier methodologische Herausforderungen, die sich aus der inhärenten Zeitlichkeit von Diskursen ableiten: ein sequentielles Verständnis der Realität; variable und fluktuierende Entitäten; Beziehungen, die Entitäten über die Zeit hinweg verbinden; sowie der inhärent vergleichende Charakter diachronischer Analysen. Qualitative Diskursanalysen sind sehr gut für die drei erstgenannten Herausforderungen gewappnet. Der sich schnell potenzierende Umfang diachroner Vergleiche kann qualitative Zugänge jedoch an ihre analytischen Grenzen bringen. Ausgehend von diesen Erkenntnissen, besteht unser zweiter Beitrag daher in einem quantifiziert-qualitativen Ansatz für diachrone Diskursanalysen. Wir zeigen, dass quantifizierende Werkzeuge zur Visualisierung von Diskursen die qualitative Interpretation bereichern können. Zu diesem Zweck untersuchen wir das Potenzial von Wortwolken, Kookkurrenz-Netzwerken und diskursiven Korrespondenzfeldern für die Visualisierung von Veränderung und Stabilität – und damit für die Berücksichtigung von Zeitlichkeit in Diskursanalysen. Sowohl die methodologischen Herausforderungen als auch die Werkzeuge zur Visualisierung werden durch eine exemplarische Diskusanalyse, die sich mit Kapitalismuskritik im Rahmen der jüngsten Wirtschaftskrise auseinandersetzt, veranschaulicht.

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Autor/innen-Biografien

Julian Hamann, University of Bonn

Dr. Julian HAMANN is postdoc at the Department of Science Studies of the Forum Internationale Wissenschaft, University of Bonn, Germany. His research is concerned with various arenas of the production and (e)valuation of academics and academic knowledge. Drawing on the sociology of social sciences and humanities, higher education studies, the sociologies of knowledge and culture, and in particular the sociology of evaluation, his work touches on topics like disciplines, careers, subjectivity, and social inequality. He is currently leading a project funded by the German Research Foundation on professorial appointment procedures.

Lisa Suckert, Max Planck Institute for the Study of Societies

Dr. Lisa SUCKERT is senior researcher at the Max Planck Institute for the Study of Societies in Cologne, Germany. She holds a PhD from the University of Bamberg, which she received for her work on moralized markets. Lisa SUCKERT's main research interests are economic sociology and research on capitalism. Current research projects are centered around future expectations and economic crises. Her empirical work is based on mixed method approaches and theoretically inspired by field theory and économie des conventions.

Veröffentlicht

2018-03-30

Zitationsvorschlag

Hamann, J., & Suckert, L. (2018). Zeitlichkeit im Diskurs: Methodologische Herausforderungen und der Vorschlag eines quantifiziert-qualitativen Ansatzes. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 19(2). https://doi.org/10.17169/fqs-19.2.2954

Ausgabe

Rubrik

Einzelbeiträge