Indoktrinierung als Handlungsvollzug. Eine sequenzanalytische Rekonstruktion der SED-Linientreue von DDR-GeheimdienstmitarbeiterInnen

Autor/innen

  • Uwe Krähnke Medical School Berlin

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-21.3.2960

Schlagworte:

Indoktrinierung, Staatssozialismus, Stasi, Sequenzanalyse, rekonstruktive Sozialforschung, Biografieforschung, ZeitzeugInnen, TäterInnen­forschung

Abstract

Die hauptamtlichen MitarbeiterInnen des DDR-Geheimdienstes, des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), gelten als politisch-ideologische ÜberzeugungstäterInnen des SED-Regimes. Dass diese Personengruppe sehr stark indoktriniert und der Staatspartei treu ergeben war, wird in der Forschungsliteratur zwar immer wieder behauptet, aber es mangelt an überzeugenden empirischen Belegen, detaillierten Beschreibungen und theoretischen Erklärungen. Mit dem vorliegenden Aufsatz soll ausgelotet werden, inwiefern diese Forschungslücke der Stasi-TäterInnenforschung mittels einer interpretativ-rekonstruktiven Sequenzanalyse geschlossen werden kann. Gezeigt wird an einem Fallbeispiel erstens, dass in den politischen Schulungsveranstaltungen jede Abweichung von der SED-Parteilinie registriert, negativ konnotiert und sanktioniert wurde. Mittels Kontroll- und Disziplinierungstechniken wurden die MfS-MitarbeiterInnen dazu gedrängt, sich der im Geheimdienst geltenden politisch-ideologisch geltenden Gesinnungsordnung willentlich zu unterwerfen. Neben dem Aspekt der fremdgeführten Selbstdisziplinierung innerhalb des MfS geht es in dem Aufsatz zweitens um die Verlässlichkeit autobiografischer Äußerungen von ZeitzeugInnen. Inwiefern sind deren Antworten in qualitativen Interviews aussagekräftig und was genau lässt sich mittels sequenzanalytischer Interpretationsverfahren herausfinden?

Downloads

Keine Nutzungsdaten vorhanden.

Autor/innen-Biografie

Uwe Krähnke, Medical School Berlin

Uwe KRÄHNKE ist Professor für qualitative Forschungsmethoden an der Medical School Berlin. Neben der Methodologie interpretativ-rekonstruktiver Verfahren sind seine aktuellen Arbeitsschwerpunkte psychische Belastungen und Erkrankungen in der Arbeitswelt; biografische Verarbeitung von gesellschaftlichen Krisen; Lebensführung in gierigen Institutionen und Unterwerfungspraktiken. Von 2014 bis 2018 war er im Vorstand der Sektion Methoden der qualitativen Sozialforschung in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS).

Downloads

Veröffentlicht

2020-09-28

Zitationsvorschlag

Krähnke, U. (2020). Indoktrinierung als Handlungsvollzug. Eine sequenzanalytische Rekonstruktion der SED-Linientreue von DDR-GeheimdienstmitarbeiterInnen. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 21(3). https://doi.org/10.17169/fqs-21.3.2960

Ausgabe

Rubrik

Einzelbeiträge