Übersetzung und ihre Folgen in der qualitativen Forschung: Über den Unterschied zwischen dem Sozialen und dem Gesellschaftlichen
DOI:
https://doi.org/10.17169/fqs-19.1.2988Schlagworte:
das Soziale, das Gesellschaftliche, Bewusstsein, ideal, universal vs. speziell, Übersetzung, InterpretationAbstract
Die Übersetzung wissenschaftlicher Texte zwischen verschiedenen Sprachen ist ein mögliches Unmögliches (ROTH 2013). Übersetzen bringt für das Theoretisieren große Probleme mit sich: Worte werden mitunter in Terminologien transformiert, die nicht dasselbe begriffliche Feld abdecken. Die hier vorgestellte Studie befasst sich mit einem solchen Beispiel: dem konzeptuellen Unterschied zwischen dem Sozialen und dem Gesellschaftlichen. Die Verwechselung dieser beiden Begriffe beim Übersetzen kann gravierende Folgen für das Verständnis von Theorien in den soziokulturellen, kulturhistorischen und gesellschaftshistorischen Traditionen haben. In den deutschen und russischen Versionen seiner Arbeiten benützt Karl MARX die Begriffsäquivalente der englischen Adjektive social [sozial, social’nyj] und societal [gesellschaftlich, obščestvennyj] mit ganz unterschiedlicher Bedeutung. Viele Forschende halten die beiden Begriffe jedoch nicht auseinander, und ins Englische werden beide Begriffe als "the social" [das Soziale] übersetzt. In diesem Aufsatz wird die konzeptuelle Differenz dargestellt, die MARX bei dieser Begrifflichkeit in der Verbindung des Allgemeinen mit der Gesellschaft (am Beispiel des Wertes) anstatt mit irgendeiner beliebigen sozialen Gruppe vornimmt. Auf diese Weise werden bestimmte Phänomene, etwa das Bewusstsein oder das Psychische, immer gesellschaftlich verstanden [societal, obščestvennyj]. Verwechselungen dieser Art können zu ganz unterschiedliche Lesarten philosophischer und psychologischer Werke in der MARXschen Tradition führen.
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