Wenn die Lehrperson ins Spiel kommt. Das kindliche Rollenspiel und dessen Beeinflussung als soziale Praxis des Kindergartens

Autor/innen

  • Mark Weißhaupt Pädagogische Hochschule FHNW
  • Elke Hildebrandt
  • Tobias Leonhard Pädagogische Hochschule FHNW

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-20.2.3055

Schlagworte:

Rollenspiel, Fantasiespiel, pädagogisches Handeln, Spielbegleitung, Performanz, Inter­aktionssystem, Sozialisationstheo­rie, Kindheits­soziologie, Kindergarten, objektive Hermeneutik

Abstract

In diesem Beitrag befassen wir uns qualitativ-rekonstruktiv mit der sozialen Praxis des Rollenspiels im Kontext eines (deutschschweizerischen) Kindergartens. Das Rollenspiel stellt eine häufig vorzufindende Interaktionsform von Kindern dar, die oftmals im Kindergarten in pädagogischer Absicht für die Förderung verschiedener Fähigkeiten von Lehrpersonen "begleitet" wird. Der Forschungsstand zur Rollenspielinteraktion und -begleitung wird dargestellt, und die Frage des Verhältnisses der Eigenlogik des Rollenspiels im Verhältnis zur pädagogischen Begleitung fokussiert. Anhand eines Falles wird sowohl die Interaktion der Kinder untereinander objektiv-hermeneutisch rekonstruiert als auch der Versuch der Einflussnahme durch eine Lehrerin. Dies führt zu zwei zentralen Befunden: Das kindliche Rollenspiel weist eine innere Strukturlogik der losen Kopplung von Handlungsanschlüssen der Spielenden auf, die ihre Eigendynamik durch die spielthematisch passende Umdeutung bzw. das aktive Ignorieren von Irritationen von außen, u.a. der Lehrerin, abgrenzt. Für diese performative Abgrenzung werden dramatologische Funktionselemente der Aufführung durch Kinder kompetent gehandhabt, wie z.B. Drehbuchautor*in, Chor etc. Die dokumentierte Einflussnahme der Lehrerin im Fall macht deutlich, dass sich die Praxis der Spielbegleitung, die sich im Spannungsfeld zwischen Nichteingreifstandard und Fördergebot bewegt, für die fragile Beteiligung der Kinder am Rollenspiel als gefährdend erweisen kann, wenn ein mangelndes Verstehen der Spielwirklichkeit vorliegt. Der Beitrag endet mit Schlussfolgerungen für die Kommunikationsstruktur im Kontext Rollenspiel.

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Autor/innen-Biografien

Mark Weißhaupt, Pädagogische Hochschule FHNW

Mark WEISSHAUPT ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Professur für Unterrichts- und Schulkulturen an der Pädagogischen Hochschule FHNW und Verantwortlicher der Lernwerkstatt SPIEL. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Spiel in Gesellschaft und Bildung, Interaktion und Identitätswandel in Spiellernprozessen sowie Rollen- und Generationenforschung.

Elke Hildebrandt

Elke HILDEBRANDT ist Leiterin der Professur für Unterrichts- und Schulkulturen an der Pädagogischen Hochschule FHNW. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Partizipation im Unterricht, Teamteaching, Bedeutung des Spielens und spielpädagogischen Handelns für Bildungsprozesse, Schulleitungshandeln in seiner Bedeutung für Professionalisierungsprozesse von Lehrpersonen.

Tobias Leonhard, Pädagogische Hochschule FHNW

Tobias LEONHARD leitet die Professur für Berufspraktische Studien und Professionalisierung am Institut Kindergarten-/Unterstufe der Pädagogischen Hochschule FHNW. Arbeitsschwerpunkte sind qualitativ-rekonstruktive Methoden, berufspraktische Studien sowie die Professionalisierungsforschung.

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Veröffentlicht

2019-05-25

Zitationsvorschlag

Weißhaupt, M., Hildebrandt, E., & Leonhard, T. (2019). Wenn die Lehrperson ins Spiel kommt. Das kindliche Rollenspiel und dessen Beeinflussung als soziale Praxis des Kindergartens. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 20(2). https://doi.org/10.17169/fqs-20.2.3055