Über Trennungen erzählen: zur Milieuspezifik von Trennungslegitimationen und narrativen Identitäten

Autor/innen

  • Judith Eckert Technische Universität Darmstadt
  • Eva-Maria Bub Technische Universität Darmstadt
  • Cornelia Koppetsch Technische Universität Darmstadt

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-20.1.3078

Schlagworte:

Trennung, Tren­nungserzählungen, Interviews, narrative Analyse, Positionierungs­analyse, integratives Basisverfahren, narrative Identität, Plausibilisierungs­strategien, Milieu, Kultur des Therapeutischen, Psychologisierung, Performanz, Repräsentanz

Abstract

Trotz der gesellschaftlichen Normalisierung und moralischen Entproblematisierung von Trennung und Scheidung stellen diese für die Betroffenen für gewöhnlich alles andere als normale, unproblematische Ereignisse dar. Das Geschehen muss geordnet, die Trennung legitimiert und die eigene Identität rehabilitiert werden, was zu auffälligen Erzähldynamiken in Interviews der qualitativen Trennungsforschung führen kann. Neben der Analyse des Zusammenhangs von Form, Inhalt und Funktion von Trennungserzählungen konnte die bisherige Forschung auch einige soziale Differenzierungen aufzeigen: nach Rolle, Geschlecht und sozialstrukturellen Faktoren. Auf Basis einer narrativen, funktionalen Analyse von 46 Interviews (23 Ex-Paare) aus unserer Studie "Paare nach der Trennung" fügen wir als weitere, übergeordnete Differenzierung die Milieuunterscheidung hinzu, die in der Forschung zu Trennungsnarrativen bislang unbeachtet war und die die bisherigen Differenzierungen integriert. Unser Argument, dass Trennungsnarrative milieuspezifisch gestaltet sind, exemplifizieren wir anhand zweier kontrastiver Milieus: dem individualisierten und dem traditionalen Milieu. Diese unterscheiden sich in fundamentaler Weise in ihren Beziehungsleitbildern und entsprechenden Trennungslegitimationen, in ihren Plausibilisierungsstrategien und in ihrer Vorstellung dessen, was als erstrebenswerte Identität gilt. Über den konkreten Gegenstand von Trennungen und Trennungserzählungen hinaus weisen wir in diesem Beitrag auf zwei für die qualitative Forschung wichtige Aspekte hin: die Milieudifferenzierung und das Verhältnis von Performanz und Repräsentanz in Interviews.

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Autor/innen-Biografien

Judith Eckert, Technische Universität Darmstadt

Judith ECKERT, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie der TU Darmstadt im DFG-geförderten Projekt "Paare nach der Trennung". Promotion an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg mit einer rekonstruktiven Studie zu Angst. Forschungsschwerpunkte: Paarforschung, Geschlechterforschung, Zeitdiagnose, Soziologie der (Un-)Sicherheit und Angst, qualitative Methodologie und Methodik (aktueller Fokus: "gescheiterte" Interviews und Interviewtheorie).

Eva-Maria Bub, Technische Universität Darmstadt

Eva-Maria BUB, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie der TU Darmstadt im DFG-geförderten Projekt "Paare nach der Trennung". Promotion an der Goethe-Universität Frankfurt am Main zu Entscheidungsunsicherheiten und emotionalen Ambivalenzerfahrungen im Kontext der Gegenwartsgesellschaft. Forschungsschwerpunkte: Emotionssoziologie, Paarforschung, Geschlechterforschung, Zeitdiagnose, qualitative Methodologie und Methodik.

Cornelia Koppetsch, Technische Universität Darmstadt

Cornelia KOPPETSCH, Professorin für Soziologie an der TU Darmstadt und Leiterin des DFG-geförderten Projektes "Paare nach der Trennung". Forschungsschwerpunkte: Gegenwartsdiagnosen, Biografie und Lebensführung, Geschlechterverhältnisse, Familie und soziale Ungleichheiten.

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Veröffentlicht

2019-01-27

Zitationsvorschlag

Eckert, J., Bub, E.-M., & Koppetsch, C. (2019). Über Trennungen erzählen: zur Milieuspezifik von Trennungslegitimationen und narrativen Identitäten. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 20(1). https://doi.org/10.17169/fqs-20.1.3078

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Einzelbeiträge