Qualitative Forschung zu den Effekten steigender Selbstbeteiligung im amerikanischen Gesundheitssystem: eine Synthese
DOI:
https://doi.org/10.17169/fqs-20.2.3082Schlagworte:
qualitative Synthese, amerikanische Gesundheitspolitik, Gesundheitsplanung, Zugang zu Pflege, Affordable Care Act, ObamacareAbstract
In diesem Beitrag evaluiere und synthetisiere ich Ergebnisse aus zehn Jahren qualitativer Forschung zu den Effekten steigender Selbstbeteiligungsanforderungen in der Gesundheitsversorgung. Während das Gros an Forschung in diesem Feld quantitativ ausgerichtet war und ist, will ich mit meiner Analyse dazu beitragen, die Perspektiven und Erfahrungen der Patient/innen und der Dienstanbieter/innen nachzuvollziehen. Ein Ergebnis ist, dass steigende Selbstbeteiligungsanforderungen viele Amerikaner/innen veranlassen, auf Gesundheitsdienstleistungen zu verzichten. Dies gilt auch für medizinisch erforderliche Behandlungen für sie selbst und für ihre Familienmitglieder, und zwar auch im Falle von der Mittelklasse zugehörigen Familien, bei denen Angehörige in regulären Arbeitsverhältnissen stehen und versichert sind. Zweitens zeige ich, dass diese Anforderungen zu Konfusion, Sorge, Stress und einer allgemeinen Ängstlichkeit aufseiten der Patient/innen beitragen. Meine Befunde sind komplementär zu denen aus dem RAND Health Insurance Experiment, einer großen experimentellen Studie zu Gesundheitskosten und der Nutzung von Gesundheitsdienstleistungen, die von 1974 bis 1982 durchgeführt wurde, um die Effekte von Krankheitsfolgekosten nachvollziehen zu können. Diese Befunde sind kritisch, weil aufseiten einiger politischer Entscheidungsträger/innen eine weitere Steigerung der Selbstbeteiligung unterstützt wird. Ich diskutiere auch Grenzen und mögliche Folgerichtungen solcher Untersuchungsansätze.
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