Forschen im Kontext von Vulnerabilität und extremem Leid – Ethische Fragen der sozialwissenschaftlichen Katastrophenforschung

Autor/innen

  • Cordula Dittmer Freie Universität Berlin
  • Daniel F. Lorenz Freie Universität Berlin

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-19.3.3116

Schlagworte:

Katastrophen­forschung, Forschungsethik, informierte Einwilligung, dualer Imperativ, Prinzip der Scha­densvermeidung, Vulnerabilität

Abstract

In diesem Beitrag diskutieren wir ethische Fragen der sozialwissenschaftlichen Katastrophenforschung. Wir gehen davon aus, dass die Katastrophenforschung sich in besonderer Weise ethischen Fragestellungen zu stellen hat, ist ihr zentrales Forschungsfeld doch häufig extremes Leid und Vulnerabilität. Zugleich bedingt die Notwendigkeit, dass diese Forschung auch zur Minderung dieses Leids und der Vulnerabilität der betroffenen Menschen beitragen sollte, weniger Grundlagenforschung, denn anwendungsorientierte Forschung durchzuführen. Ausgehend von einer szenischen Darstellung der Heterogenität des Feldes werden ethische Fragen der Katastrophenforschung dargestellt und mit standardisierten forschungsethischen Grundsätzen, Institutional Review Boards bzw. Richtlinien in den USA und Deutschland kontrastiert. Wir denken dazu den dualen Imperativ mit der informierten Einwilligung sowie dem Prinzip der Schadensvermeidung zusammen und zeigen die zugrundeliegenden Aporien auf. Über Judith BUTLERs Überlegungen zur ethischen Gewalt und grundsätzlichen sozialwissenschaftlichen Überlegungen zur Struktur von Gesellschaften unterbreiten wir einen Vorschlag, in dem wir Standardisierungen forschungsethischer Kriterien kritisch hinterfragen und stattdessen eine reziproke Ethik der Vulnerabilität einfordern, die die Forschung zu Katastrophen jenseits von Standardisierungen ethisch fundieren kann.

Downloads

Keine Nutzungsdaten vorhanden.

Autor/innen-Biografien

Cordula Dittmer, Freie Universität Berlin

Dr. Cordula DITTMER ist Soziologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Katastrophenforschungsstelle (KFS) der Freien Universität Berlin. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind sozialwissenschaftliche Katastrophenforschung, Friedens- und Konfliktforschung, Transdisziplinarität, postkoloniale Theorie und Flucht/Fluchtursachen.

Daniel F. Lorenz, Freie Universität Berlin

Daniel F. LORENZ ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Katastrophenforschungsstelle (KFS) der Freien Universität Berlin. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in der sozialwissenschaftlichen Katastrophenforschung, der Forschung zu sozialer Vulnerabilität und Resilienz sowie dem Themenfeld Katastrophenschutz, Flucht und Flüchtlingsbetreuung.

Downloads

Veröffentlicht

2018-09-26

Zitationsvorschlag

Dittmer, C., & Lorenz, D. F. (2018). Forschen im Kontext von Vulnerabilität und extremem Leid – Ethische Fragen der sozialwissenschaftlichen Katastrophenforschung. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 19(3). https://doi.org/10.17169/fqs-19.3.3116

Ausgabe

Rubrik

Forschungsethik in der qualitativen Forschung