Forschen im Kontext von Vulnerabilität und extremem Leid – Ethische Fragen der sozialwissenschaftlichen Katastrophenforschung
DOI:
https://doi.org/10.17169/fqs-19.3.3116Schlagworte:
Katastrophenforschung, Forschungsethik, informierte Einwilligung, dualer Imperativ, Prinzip der Schadensvermeidung, VulnerabilitätAbstract
In diesem Beitrag diskutieren wir ethische Fragen der sozialwissenschaftlichen Katastrophenforschung. Wir gehen davon aus, dass die Katastrophenforschung sich in besonderer Weise ethischen Fragestellungen zu stellen hat, ist ihr zentrales Forschungsfeld doch häufig extremes Leid und Vulnerabilität. Zugleich bedingt die Notwendigkeit, dass diese Forschung auch zur Minderung dieses Leids und der Vulnerabilität der betroffenen Menschen beitragen sollte, weniger Grundlagenforschung, denn anwendungsorientierte Forschung durchzuführen. Ausgehend von einer szenischen Darstellung der Heterogenität des Feldes werden ethische Fragen der Katastrophenforschung dargestellt und mit standardisierten forschungsethischen Grundsätzen, Institutional Review Boards bzw. Richtlinien in den USA und Deutschland kontrastiert. Wir denken dazu den dualen Imperativ mit der informierten Einwilligung sowie dem Prinzip der Schadensvermeidung zusammen und zeigen die zugrundeliegenden Aporien auf. Über Judith BUTLERs Überlegungen zur ethischen Gewalt und grundsätzlichen sozialwissenschaftlichen Überlegungen zur Struktur von Gesellschaften unterbreiten wir einen Vorschlag, in dem wir Standardisierungen forschungsethischer Kriterien kritisch hinterfragen und stattdessen eine reziproke Ethik der Vulnerabilität einfordern, die die Forschung zu Katastrophen jenseits von Standardisierungen ethisch fundieren kann.
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