Feministische Reflexionen der Beziehung von Emotionen und Ethik: eine Fallstudie zweier unangenehmer Interviewmomente

Autor/innen

  • Amber Gazso York University
  • Katherine Bischoping York University

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-19.3.3118

Schlagworte:

unangenehme Momente, Diskursive Positionierung, Emotionen, feministische qualitative Methoden, Interviews, Standpunkt, Reflexivität, Forschungsethik

Abstract

In Kanada sind Sozialwissenschaftler*innen zur Einhaltung ethischer Richtlinien verpflichtet, einschließlich der Minimierung von Schäden. Gleichzeitig sind sie einer akademischen Gemeinschaft gegenüber rechenschaftspflichtig. Aber was, wenn diese Prinzipien in der Forschungspraxis miteinander kollidieren? Dies kam in unserer Erfahrung als qualitative Interviewer*innen durchaus vor, insbesondere wenn wir versuchten, Informationen, die uns bekannt waren und die wir als bedeutsam einschätzten, von den Teilnehmenden für die Aufzeichnung noch einmal expliziert haben wollten. Solche Versuche führten zu sehr unangenehmen und emotional behafteten Interview-Interaktionen, beinah sogar zu der vorzeitigen Beendigung des Interviews. In diesem Beitrag verwenden wir Methoden aus einem feministischem Paradigma, insbesondere der Standpunkt-Theorie und der diskursiven Positionierungstheorie, um die Ethik der Praxis in zwei unserer eigenen Fälle zu reflektieren. Unsere Analyse zeigt, dass die Emotionalität in unangenehmen Momenten symptomatisch für alltägliche ethische Rätsel und Verwicklungen sein kann. Wir überlegen insbesondere, ob die reflexive Auseinandersetzung aus diesen beiden Blickwinkeln den realen oder imaginierten Schaden mildern kann. Wir zeigen auf, wie die Einsichten aus unserer Analyse in proaktive Empfehlungen für Forschende münden können, mit ihren Emotionen bewusst umzugehen und sich ethischer zu verhalten, sowohl innerhalb des Feldes als auch in ihren Analysen.

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Autor/innen-Biografien

Amber Gazso, York University

Amber GAZSO (PhD, University of Alberta) is an associate professor of sociology at York University. Her main areas of research include: citizenship; family and gender relations; research methods; poverty; and the welfare state. She specializes in research that explores family members' relationships with social policies of the neo-liberal welfare state. Her current research explores how people living with addiction experience social assistance receipt. A passion of her is the study and practice of qualitative methods.

Katherine Bischoping, York University

Katherine BISCHOPING (PhD, University of Michigan), an associate professor of sociology at York University, studies the behind-the-scenes work of methodologists, gendered cultural narratives, and the role of narration in oral history and memory studies. Recently, Amber GAZSO and she coauthored "Analyzing Talk in the Social Sciences: Narrative, Conversation and Discourse Strategies" (2016, Sage), and Yumi ISHII and she co-edited a special issue of Oral History Forum d'histoire orale, entitled "Generations and Memory: Continuity and Change" (2017).

Veröffentlicht

2018-09-26

Zitationsvorschlag

Gazso, A., & Bischoping, K. (2018). Feministische Reflexionen der Beziehung von Emotionen und Ethik: eine Fallstudie zweier unangenehmer Interviewmomente. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 19(3). https://doi.org/10.17169/fqs-19.3.3118

Ausgabe

Rubrik

Forschungsethik in der qualitativen Forschung