Ethische Ambivalenzen in der Forschung mit Kindern in Unterkünften für geflüchtete Menschen

Autor/innen

  • Sarah Fichtner
  • Hoa Mai Trần

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-19.3.3150

Schlagworte:

Forschungsethik, praktische Ethik, Ethnografie, Selbstreflexivität, Geflüchtete, Kind­heitsforschung, ethische Achtsamkeit, engagierte Forschung, For­schungstandem

Abstract

Im ethnografischen Forschungsprojekt "Alltagserleben von jungen Kindern in Unterkünften für geflüchtete Menschen" wurden Kinder und ihre Familien über acht Monate in Sammelunterkünften in Berlin von Forschungstandems begleitet. Durch teilnehmende Beobachtung, Interviews, Gespräche und kindzentrierte Methoden wurden die Perspektiven verschiedener Akteur*innen (Kinder, Eltern, Leitung, Kinderbetreuung, Security etc.) aufgezeichnet und ausgewertet. In diesem Beitrag stützen wir uns auf unsere Erfahrungen als Forschende eines Forschungstandems und fokussieren Fragen praktischer Ethik. Dabei kommt der Eigenlogik des Feldes als ethisch bedeutsames Umfeld, das durch fluide Grenzen von Öffentlichkeit und Privatheit, unklare Zuständigkeiten sowie Ressourcenknappheit geprägt ist, eine maßgebliche Bedeutung zu. Wir vertiefen die Relationalität ethischer Fragen anhand zweier Irritationsmomente: der Auseinandersetzung mit einem Abschiebebescheid und Beobachtungen (potenziell) grenzüberschreitenden Verhaltens gegenüber Kindern. Die reflexive Auseinandersetzung mit diesen ethisch wichtigen Situationen verdeutlicht die Interventionshaftigkeit von Forschung und die permanente Aushandlung der Forscher*innenrolle. Die eigene Involviertheit, Gefühle, Gedanken und Handlungen werden konstruktiv aufeinander bezogen. Fragen von Verantwortung und ihre Reflexion sind folgenreich für die Forschungspraxis in diesem von Machtverhältnissen und Ungewissheiten geprägten Feld. Schlussfolgernd wird die Bedeutsamkeit des engagierten Forschens geschildert, das über das Prinzip der Schadensvermeidung hinausgeht und die Generierung von Mehrwerten auf unterschiedlichen Ebenen zum Ziel hat.

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Autor/innen-Biografien

Sarah Fichtner

Dr. Sarah FICHTNER ist Sozial- und Kulturanthropologin. Sie arbeitet als freiberufliche, überwiegend ethnografisch vorgehende Forscherin, Beraterin und Filmemacherin. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören Schule, Bildungsreformen und Lehrerweiterbildungen in alternativen Lehrmethoden in West-, Zentralafrika und Deutschland, sowie Flucht, Migration und das Alltagserleben von Kindern in Unterkünften für Geflüchtete in Deutschland. Sie ist Teil des mehrsprachigen Medienprojekts Encounter, das aus dem Netzwerk der Engaged Anthropology an der Freien Universität Berlin hervorging.

Hoa Mai Trần

Hoa Mai TRẦN ist staatlich anerkannte Kindheitspädagogin und studiert derzeit Bildungswissenschaft an der Freien Universität Berlin. Sie ist politische Bildungsreferentin zu Flucht, Asyl und Migration sowie freie Mitarbeiterin an der Fachstelle Kinderwelten (ISTA) als Fortbildnerin im Ansatz der Vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung sowie Pädagogik in der Migrationsgesellschaft. Ihre Forschungsschwerpunkte sind soziale Ungleichheit und Bildung, Inklusion und Kita sowie Kindheitspädagogik und -soziologie. Zuletzt war sie im Projekt zum Alltag junger Kinder in Unterkünften für geflüchtete Menschen tätig und leitet das kollaborative mehrsprachige Kinderbuchprojekt, welches daraus entstanden ist.

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Veröffentlicht

2018-09-26

Zitationsvorschlag

Fichtner, S., & Trần, H. M. (2018). Ethische Ambivalenzen in der Forschung mit Kindern in Unterkünften für geflüchtete Menschen. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 19(3). https://doi.org/10.17169/fqs-19.3.3150

Ausgabe

Rubrik

Forschungsethik in der qualitativen Forschung