Machtspiele im Krankenhaus: "doing gender" oder "doing profession"?

Autor/innen

  • Kirsten Sander Technische Universität Dresden

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-9.1.323

Schlagworte:

Rahmenanalyse, Geschlechterkonstruktion, Medizin-Pflege-Interaktion, Krankenhaus, Ethnografie

Abstract

Anhand einer Situationsbeschreibung aus einer ethnographischen Studie wird die Interaktion von Krankenschwestern und Ärzten nach den darin erzeugten Geschlechter- und Professionskonstruktionen untersucht. Für die mikrosoziologische Rekonstruktion der szenischen Beschreibung aus dem Alltag der Zusammenarbeit von Pflege und Medizin werden die von Erving GOFFMAN (1977) entwickelten rahmenanalytischen Konzepte genutzt. Durch eine dem situierten Vollzug der Interaktion folgende Interpretation sollen die von den AkteurInnen wechselseitig wahrgenommenen und dargestellten Handlungen nach ihrer Wirksamkeit für die Hervorbringung von Geschlechter- und Professionsunterscheidungen befragt werden. Es wird gezeigt, dass die Interaktionen von Schwestern und ÄrztInnen zweiseitig gerahmt sind und prinzipiell Wechsel sowie Verknüpfungen von professionellen und geschlechterstereotypisierenden Rahmungen möglich sind. Ausgangspunkt für die beispielhafte Szene aus einer Chefvisite ist die "unklare" Rahmung der Situation. Die Deutungs- und Entscheidungsmacht der Medizin scheint kurzfristig durch die Intervention einer Schwester infrage gestellt zu ein. Durch die von der Schwester angefragte körperliche Selbstpräsentation des männlichen Stationsarztes transformiert die Szene in einen Geschlechterrahmen. Der Chefarzt "klärt den Rahmen" mit einem vieldeutigen Scherz. In der Interpretation wird ausgeführt, dass die besondere körperliche Sichtbarkeit des Arztes eine Inkongruenz zwischen Professions- und Geschlechterrahmen herstellte. Zur Lösung der bereits in der Intervention der Schwester liegenden Rahmenspannung wird das Geschlecht offensiv durch den Chefarzt "ins Spiel" gebracht. Dass es sich um ein "Machtspiel" handelt, wird am Ergebnis des Interaktionsprozesses verdeutlicht: Durch das gemeinsame Lachen der Ärzte werden die Werte und Bestrebungen der Pflegenden und/oder der Frauen disqualifiziert. URN: urn:nbn:de:0114-fqs080146

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Autor/innen-Biografie

Kirsten Sander, Technische Universität Dresden

Kirsten SANDER, Dipl. Päd., Lehrerin für Pflegeberufe, Studium der Erziehungswissenschaft an der Universität Bremen, Diplomarbeit "Biographie und Interaktion in der Pflege. Lebensgeschichten im institutionellen Rahmen eines Altenheims", Bremer Studienpreis 2000, wissenschaftliche Mitarbeiterin in dem von der DFG geförderten Forschungsprojekt "Interaktion von Pflege und Medizin im Krankenhaus. Konstruktionsprozesse von Geschlecht, Hierarchie und berufliche Sozialisation" an der Universität Osnabrück von 2000 – 2003, Arbeitstitel des laufenden Dissertationsprojektes: "Soziale Praxis der Herstellung von (inter-) professionellen und (zwei-) geschlechtlichen Zugehörigkeitsgebieten. Eine ethnographische Studie zur Zusammenarbeit von Pflege und Medizin im Krankenhaus". Seit 2007 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut für Sozialpädagogik, Sozialarbeit und Wohlfahrtswissenschaften, Fakultät Erziehungswissenschaften an der Technischen Universität Dresden.

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Veröffentlicht

2008-01-31

Zitationsvorschlag

Sander, K. (2008). Machtspiele im Krankenhaus: "doing gender" oder "doing profession"?. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 9(1). https://doi.org/10.17169/fqs-9.1.323