Bildcluster. Zur Hermeneutik einer veränderten sozialen Gebrauchsweise der Fotografie

Autor/innen

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-21.2.3293

Schlagworte:

Bildanalyse, Bildcluster, figurative Hermeneutik, Wissenssoziologie, visuelle Soziologie, visuelle Studien, visuelle Kommunikation, digitale Fotografie

Abstract

Die Vielzahl möglicher sozialer Gebrauchsweisen der Fotografie ist beträchtlich. Das vorliegend dargestellte hermeneutische Verfahren der Bildclusteranalyse bezieht sich auf eine vergleichsweise neuartige Form der Verwendung und des Verständnisses der Fotografie: auf ihre digitale Montage zu komplexen Bildzusammenstellungen und auf die Präsentation solcher Bildzusammenstellungen in technisierten Umgebungen des sozialen Austauschs. Im methodischen Zentrum des Verfahrens steht 1. die figurative Analyse der Kompositionsprinzipien jeweiliger Bildzusammenstellungen, d.h. ihres Ausdruckssinns. Erweitert und ergänzt wird diese ideografische Perspektive 2. durch die Untersuchung der Struktur des medialen Wahrnehmungs- und Handlungsraumes jeweiliger Bildcluster sowie der Beobachtungs- und Erkenntnisstile, die sie prädizieren. Methodologisch gesehen stützt sich das Verfahren auf die Annahme, dass das für ikonische Bildcluster konstitutive "Spiel" (WITTGENSTEIN) mit Ähnlichkeitsbeziehungen und Differenzverhältnissen keine medientechnische Erfindung ist, sondern seine anthropologische Grundlage und primäre soziale Ausprägung in der Körpersprache des Menschen und den feinen Unterschieden der sozialen Distinktion findet. Dementsprechend wird die Fotografie in rezenten Bildclustern nicht mehr notwendig als Abbildung oder Dokument lebensweltlicher Begebenheiten verstanden, sondern, so die These, verstärkt als kollektiv geteiltes Ausdrucksmittel, das immer wieder zu neuen Ausdrucksfiguren zusammengestellt werden kann – das also eine dezidiert idiomatische Qualität erlangt.

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Autor/innen-Biografie

Michael R. Müller, TU Chemnitz

Michael R. MÜLLER is professor of visual communication and sociology of media. His areas of expertise include: sociology of knowledge and qualitative methodology (esp. figurative hermeneutics and image analysis). Currently, he directs the project "Social Displays—On the Accountability of Embodied Digital Technologies in Everyday Life" within the Collaborative Research Centre 1410 "Hybrid Societies—Humans Interacting with Embodied Technologies" (funded by the German Research Foundation), the project "Styles of Life 2.0—On the Genesis and Structure of Lateral Sociation" (funded by the German Research Foundation), and the project "Constellations of Seeing. On the Rationality of the Immersive and Explorative Use of Images" (funded by the Fritz-Thyssen-Stiftung). He is co-editor of the series Visual Sociology (Beltz Juventa) and has published books and articles on the sociology of culture and media, on interaction theory, and on material culture and aesthetics.

Veröffentlicht

2020-05-26

Zitationsvorschlag

Müller, M. R. (2020). Bildcluster. Zur Hermeneutik einer veränderten sozialen Gebrauchsweise der Fotografie. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 21(2). https://doi.org/10.17169/fqs-21.2.3293