"Für mich war das schon immer klar, dass wir eigentlich den Namen von meinem Mann annehmen" – Inwiefern verhandeln heterosexuelle Paare die Bestimmung ihres Ehenamens?

Autor/innen

  • Michael Wutzler Universität Siegen

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-21.3.3418

Schlagworte:

Geschlechterver­hältnisse, Ehe, Paarbeziehung, De-Institutionali­sierung, Individualisierung, Emanzipation, hegemoniale Männlichkeit, egalitäre Partnerschaft, narrative Paarinterviews, Grounded-Theory-Methodologie, Sequenzanalyse

Abstract

Die Entwicklung der Geschlechterverhältnisse zeigt zugleich eine zunehmende Gleichstellung und eine Persistenz männlicher Dominanz. Der staatlichen Ehe werden hierbei perpetuierende Effekte zugeschrieben, da sie zwischen Öffentlichem und Privatem vermittelt. Am Beispiel der Bestimmung des Ehenamens kann dem Zusammenspiel von patriarchalen Strukturen und individuellen Handlungsmustern nachgegangen werden. Die Bestimmung des Ehenamens ist weder ausschließlich eine Frage bürokratischer Ordnung noch ist sie als rein persönlicher Entschluss zu verstehen. Nicht nur wurden restriktive Regelungen aufgebrochen, zugleich erwuchs die egalitäre Beziehungsführung zu einem Leitbild. Doch Gleichberechtigung setzt sich nicht umfassend durch: In Deutschland bestimmen ca. 75% der heiratenden Paare ausschließlich den Nachnamen des Mannes zum Ehenamen. Im Artikel wird anhand von narrativen Paarinterviews der Frage nachgegangen, wie die Kontinuität dieses Ungleichgewichts zu erklären ist. Dafür wurden sequenzanalytisch und orientiert am Kodierverfahren der Grounded-Theory-Methodologie Aushandlungsmuster von Paaren und die zugrundeliegenden Argumentationslinien rekonstruiert. Zwar kann ein Wandel ausgemacht werden, gleichwohl werden die Dominanz hegemonial-männliche Praktiken deutlich. Für einen Großteil der Paare zeigte sich ein Spannungsverhältnis, in dem ungeachtet der rechtlichen Offenheit die Paarwirklichkeit von Geschlossenheit bezüglich der Bestimmung des Ehenamens geprägt war. Dabei unterlagen die Frauen einem höheren Rechtfertigungsdruck und die Herausforderung, die identitätsverändernden Effekte eines Namenswechsels zu bewältigen, wird von Männern nicht gleichermaßen erwartet.

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Autor/innen-Biografie

Michael Wutzler, Universität Siegen

Michael WUTZLER, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Sozialwissenschaften der Universität Siegen im DFG-geförderten Projekt "Der Ernst der Ehe". Promotion am Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt über Kindeswohl und die Ordnung der Sorge. Forschungsschwerpunkte: Paar-, Familien- und Kindheitssoziologie, Geschlechterforschung, qualitative Methoden.

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Veröffentlicht

2020-09-28

Zitationsvorschlag

Wutzler, M. (2020). "Für mich war das schon immer klar, dass wir eigentlich den Namen von meinem Mann annehmen" – Inwiefern verhandeln heterosexuelle Paare die Bestimmung ihres Ehenamens?. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 21(3). https://doi.org/10.17169/fqs-21.3.3418

Ausgabe

Rubrik

Einzelbeiträge