Wie Gewalt untersuchen? Ein Kodierschema für einen reflexiven Gewaltbegriff

Autor/innen

  • Jonas Barth Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
  • Johanna Fröhlich Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
  • Gesa Lindemann Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
  • Paul Mecheril Universität Bielefeld
  • Tina Schröter Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
  • Andreas Tilch Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-22.1.3470

Schlagworte:

Gewalt, Normativität, Demenz, Ethnografie, Kodierschema, Pflege, Legitimität

Abstract

Wir unterbreiten in dem vorliegenden Text einen Vorschlag für ein der interpretativen Forschung angemessenes Gewaltverständnis und skizzieren seine methodologischen Konsequenzen. In Auseinandersetzung mit qualitativen Studien zu Gewalt verbinden wir eine klare theoretische Explikation des Phänomens Gewalt mit der von der qualitativen Sozialforschung geforderten Offenheit gegenüber dem Material. Wir gehen dabei von der Unterscheidung zwischen einem positiven und einem reflexiven Gewaltbegriff aus: Wenn Gewalt aus der Beobachter*innenperspektive inhaltlich definiert wird, sprechen wir von einem positiven Gewaltbegriff. Ein solches Vorgehen widerspricht allerdings den Annahmen der interpretativen Forschung, denn hier liegt der Schwerpunkt darauf, soziale Phänomene ausgehend vom (Selbst-)Verständnis sozialer Akteur*innen zu analysieren. Wenn man es dem Selbstverständnis im Feld überlässt, ein Phänomen als Gewalt zu identifizieren, dies aber der Intuition der Beobachter*innen widerspricht, führt dies in der soziologischen Forschungspraxis oftmals dazu, dass ein Phänomen gegen das Selbstverständnis im Feld als Gewalt identifiziert wird. Um mit diesem Problem umzugehen, schlagen wir ein reflexives Gewaltverständnis vor und konkretisieren dieses in einem Kodierschema für die qualitativ-interpretative Untersuchung von sozialen Zusammenhängen mit Blick auf Gewalt. Exemplarisch verdeutlichen wir den interpretativen Sinn des Kodierschemas an einem Beispiel aus der Pflege von Menschen mit Demenz.

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Autor/innen-Biografien

Jonas Barth, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Jonas BARTH ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe für sozialwissenschaftliche Theorie an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Zu seinen Schwerpunkten gehören Sozial- und Gesellschaftstheorie, qualitative Sozialforschung, Forschungen zu Gewalt, Pflege älterer Menschen und Digitalisierung.

Johanna Fröhlich, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Johanna FROEHLICH ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Arbeitsgruppe sozialwissenschaftliche Theorie an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und promoviert zu "Grenzen von Sorge in der neuen rechten Bewegung". Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen Sozialtheorie, qualitative Sozialforschung und Gewaltforschung.

Gesa Lindemann, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Gesa LINDEMANN ist Professorin für Soziologie an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen soziologische Theorie, qualitative Methoden, Forschungen zu Gewalt, Technik- und Medizinsoziologie, Anthropologie.

Paul Mecheril, Universität Bielefeld

Paul MECHERIL ist Professor für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Migration an der Universität Bielefeld. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen u.a. in den Bereichen Zugehörigkeitsordnungen und Bildung, Rassismus- und Herrschaftstheorie sowie pädagogische Professionalität.

Tina Schröter, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Tina SCHRÖTER ist Doktorandin am Institut für Sozialwissenschaften der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, AG Sozialwissenschaftliche Theorie. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen qualitative Sozialforschung, Konflikt- und Gewaltforschung sowie Forschungen zu Fußballfankultur(en).

Andreas Tilch, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Andreas TILCH ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Pädagogik der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen u.a. in den Bereichen (psychoanalytische) Migrationspädagogik, rassismuskritische Schulpädagogik sowie Macht- und Herrschaftsverhältnisse.

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Veröffentlicht

2020-12-15

Zitationsvorschlag

Barth, J., Fröhlich, J., Lindemann, G., Mecheril, P., Schröter, T., & Tilch, A. (2020). Wie Gewalt untersuchen? Ein Kodierschema für einen reflexiven Gewaltbegriff. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 22(1). https://doi.org/10.17169/fqs-22.1.3470

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Rubrik

Einzelbeiträge