Flüchtlinge, Migration und die sich verfestigenden Grenzen im Nahen Osten. Die Re-Figuration von Raum und interkultureller Vergleich aus der Perspektive der soziologischen Biografieforschung
DOI:
https://doi.org/10.17169/fqs-22.2.3598Schlagworte:
Figurationssoziologie, Biografieforschung, Raumsoziologie, Refiguration der Räume, Kulturvergleich, Familiengedächtnis, Migration, Translokalität, Syrien, JordanienAbstract
Mit ihrem Fokus auf soziohistorische Prozesse sowie Lebens- und Familiengeschichten kann die soziologische Biografieforschung zur Analyse entstehender räumlicher Figurationen beitragen. Sie konzentriert sich dabei auf die Erfahrungen und Perspektiven von Akteur*innen im Wechselverhältnis mit ihren Zugehörigkeiten zu verschiedenen Gruppierungen. In diesem Beitrag thematisiere ich sich wandelnde (Bedeutungen von) Räume(n) in der Region des Bilad ash-Sham (ungefähr die heutigen Länder Libanon, Israel, Teile Jordaniens und Syriens sowie Palästina). Ich diskutiere, wie der Prozess der Formierung von Nationalstaatsgrenzen und der zunehmenden Relevanz von Staatsbürgerschaft im 20. Jahrhundert translokale Beziehungen zu transnationalen Netzwerken transformiert hat, wie räumliche Diffusion mit (forcierter) Verortung in Nationalstaaten einherging und sich beschleunigende nationale Schließungsprozesse auslöste. Die zunehmende Bedeutung von Staatsbürgerschaft und Grenzen in der Region war auf dem Level der Familie verknüpft mit Wissen und familialem Dialog über Grenzübertritt, mit zunehmender räumlicher Streuung der Familie und mit innerfamilialen Diskussionen über den "Wert" verschiedener Nationalstaaten. Solche Prozesse betrafen alle Familien im Bilad ash-Sham, jedoch in unterschiedlichem Ausmaß. Dieser Wandel der räumlichen Figuration beeinflusste die allmähliche Herausbildung von Gesellschaften im Rahmen der von Kolonialmächten definierten Nationalstaaten. Als Fallbeispiel diskutiere ich die regionale Familiengeschichte einer als Flüchtling bestimmten syrischen Frau in Amman, Jordanien.
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