Review Essay: Lebende und liebende Jüdinnen und Juden in der deutschen Gegenwart: jüdisches Leben jenseits der Vergangenheit und jenseits von Antisemitismus

Autor/innen

  • Dani Kranz Ben Gurion University

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-22.1.3620

Schlagworte:

Liebe, Intimität, Paarbeziehungen, Emotionen, Jüd*innen, Deutschland, Biografieforschung, Ethnografie, Reflexivität

Abstract

Bisher ist es immer noch so, dass Forschung zu und über Jüdinnen und Juden in Deutschland sich in den Bereichen Geschichte, Kulturwissenschaften und Religion bewegt. Lebende Jüdinnen und Juden kommen selten vor und wenn, dann meist unter dem Label Antisemitismus. Die Forschungslandschaft erlaubt mehr Einsichten darüber, wie Nichtjüd*innen sich Jüdinnen und Juden vorstellen als darüber, wie Jüdinnen und Juden sich selbst sehen und wie sie leben. SCHAUM hat dieses Muster mit ihrem transdisziplinären, kreativen Ansatz durchbrochen; sie untersuchte, wie Jüdinnen und Juden "doing being Jewish" mit intimen Liebesbeziehungen in Verbindung setzen. SCHAUM stellt deren Selbstverständnis in den Mittelpunkt und scheut nicht davor zurück, sich selbst ehrlich und schonungslos als Teil der Forschung zu analysieren. Das Ergebnis ihrer Studie ist ebenso erfrischend wie nötig. Wie nebenbei stellt sie anhand ihrer Forschungsteilnehmenden die Heterogenität von Jüdinnen und Juden im gegenwärtigen Deutschland dar und arbeitet heraus, dass Jüdischsein nur ein Aspekt auf der Suche nach Liebe ist und überdies, wie sehr Forschende als aktive Teilnehmende der Forschung betrachtet werden müssen. SCHAUMs Buch sollte als Vorläufer einer neuen Forschungsrichtung gesehen werden, die Diskussionen zur Methodik und zur Beziehung von Forschenden und Forschungsteilnehmenden aufgreift, die seit den 1960er Jahren vor allem im englischsprachigen Raum geführt wird. Jüdinnen und Juden sind hierbei ihre Fallstudie, ihre theoretischen Überlegungen und methodischen Ansätze sind weitreichender.

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Autor/innen-Biografie

Dani Kranz, Ben Gurion University

Dani KRANZ is a DAAD exchange professor, working as an academic anthropologist at Ben Gurion University, Israel, and as an applied academic and director of Two Foxes Consulting, Germany and Israel. Trained in anthropology, social psychology and history, her thematic expertise covers migration, integration, ethnicity, law, state/stateliness, political life, organisations as well as memory politics. She has been conducting long-term fieldwork in Europe and the Middle East. in her current academic project, she focusses on the genesis of moral economies in Germany. In her applied line of work, she is a consultant to the High Commissioner of the German government for Jewish life and in the fight against antisemitism, a member of the Council for Migration (Rat für Migration), and consults with and a range of other foundations, museums, and NGOs.

Veröffentlicht

2020-12-15

Zitationsvorschlag

Kranz, D. (2020). Review Essay: Lebende und liebende Jüdinnen und Juden in der deutschen Gegenwart: jüdisches Leben jenseits der Vergangenheit und jenseits von Antisemitismus. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 22(1). https://doi.org/10.17169/fqs-22.1.3620

Ausgabe

Rubrik

FQS-Reviews