Interaktionsdynamiken in einer partizipativen Auswertungsgruppe: kritische Reflexionen zum Status von lebensweltlichem Erfahrungswissen in einer Gruppenauswertung von Wissenschaftler*innen und Jugendlichen
DOI:
https://doi.org/10.17169/fqs-22.2.3631Schlagworte:
interpretative Forschung, Interpretation in Gruppen, Erfahrungswissen, Lebensweltwissen, partizipative ForschungAbstract
Ausgangspunkt dieses Artikels war die Beobachtung, dass der Einbezug jugendlicher Mitforscher*innen in einer Interpretationsgruppe zu schnellen Schließungen der Interpretationen führte. Im Folgenden werden diese Prozesse beschrieben und diskutiert. Fokussiert wird dabei auf den Status der Mitforscher*innen als Expert*innen ihrer Lebenswelt und dessen Auswirkung auf den Interpretationsprozess. Unser Ziel ist, Einblick in (für das Forschungsteam unerwartete) Interaktionsdynamiken in der Auswertung zu geben.
Kollektive Interpretationsprozesse in Gruppenformaten haben in der qualitativen Forschung allgemein und in der partizipativen Forschung im Besonderen einen hohen Stellenwert. Den Zielen und Regeln "klassischer" Interpretation in Gruppen folgend erscheint es wenig sinnvoll, ergebnisoffene Interpretationen gemeinsam mit ungeschulten Betroffenen durchzuführen. In Einklang mit den Zielen und Regeln partizipativer Forschung ist eine schnelle(re) Schließung des Deutungsprozesses vertretbar, da die Ergebnisse über den Einbezug lebensweltlichen Expert*innenwissens fundiert werden.
In diesem Artikel werden die Erfahrungen aus einem partizipativ orientierten Forschungsprojekt dargestellt, in welchem sich Machtdynamiken in unvermuteter Weise entfalteten, indem den jugendlichen Mitforscher*innen die abschließende Deutungshoheit im Interpretationsprozess zugesprochen wurde. Diese Erfahrungen werden kritisch diskutiert. Hieraus resultieren weiterführende Fragen für Interpretationsgruppen auch über partizipative Forschung hinaus.
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