Gesellschaftsverständnisse in der amtlichen Statistik. Perspektiven aus der Mobilitätsforschung und den Migrationsstudien zur Re-Figuration von Raum und zum interkulturellen Vergleich
DOI:
https://doi.org/10.17169/fqs-22.2.3719Schlagworte:
Gesellschaft, interkultureller Vergleich, Raumsoziologie, Raumanalyse, Re-Figuration von Räumen, Umfrageforschung, quantitative Forschung, Verwaltungsdaten, Stichproben, mobile Methoden, MigrationAbstract
Die Entstehung moderner Nationalstaaten ging historisch mit der Entwicklung spezifischer Verständnisse von Individuum, Bevölkerung und Gesellschaft, räumlichen Grenzen und Zugehörigkeiten einher. Über die amtliche Statistik, die ebenfalls in diesem Kontext entstanden ist, wurden diese politischen Konzepte zu messbaren Kategorien und empirischen Realitäten. Gegenstand dieses Beitrags ist die spezifische Konstitution von "Gesellschaft" durch die amtliche Statistik. Die Relevanz des statistischen Gesellschaftsverständnisses begründet sich dadurch, dass sie die Grundlage für Stichprobenziehungen in der standardisierten Sozialforschung und damit auch für die kulturvergleichende Sozialforschung bildet: Als Schlüssel zur Verallgemeinerung von Forschungsergebnissen von wenigen Fällen auf größere Maßstäbe erfordert die standardisierte Forschung Stichproben aus angebbaren Grundgesamtheiten. Typischerweise handelt es sich dabei um Register der amtlichen Statistik wie z.B. Einwohnermeldeämter. Dies wird in der Literatur jedoch als Container-Ansatz von Gesellschaft kritisiert, weil eine Kongruenz zwischen (nationalem) Territorium, Kultur und Gesellschaft angenommen wird, statt deren Verhältnis zu analysieren. Dies ist nicht nur eine methodische Schwachstelle, vielmehr affirmiert und naturalisiert diese Stichprobenstrategie den nationalen Rahmen von Gesellschaft und Kultur. Dadurch werden transnationale soziale Beziehungen und Identitätsrahmen verborgen. Hintergrund für die Analyse spezifischer Probleme und Versäumnisse in der amtlichen Statistik bildet die Kritik am skizzierten territorialen Gesellschaftsbegriff, die im Folgenden vorgestellt wird und sich insbesondere auf die Mobilitäts- und Migrationsforschung stützt.
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