Atmosphäre erzeugen und Raum schaffen: Protestbewegungen aus phänomenologischer Perspektive
DOI:
https://doi.org/10.17169/fqs-22.3.3796Schlagworte:
phänomenologische Soziologie, Raumsoziologie, Refiguration von Räumen, soziale Bewegungen, Protestkulturen, Sinnprovinzen, Raumaneignung, Senegal, Südafrika, Ethnografie, VideoanalyseAbstract
Wie konstituieren sich Räume über soziale Handlungen und wie konstituieren sie soziale Handlungen? Wir gehen dieser Fragestellung in unserem Beitrag nach und untersuchen, wie sich Protestierende Räume aneignen, indem sie Straßen und öffentliche Gebäude besetzen und bestimmte Atmosphären erzeugen und verbreiten. Das phänomenologische Konzept der Sinnprovinzen von Alfred SCHÜTZ nutzen wir als heuristisches Mittel, um die Vielfalt von Protestatmosphären mit ihren räumlichen, affektiven und epistemischen Dimensionen zu erfassen. Aus dieser Perspektive beschreiben wir Proteste in Südafrika und Senegal, wo "Straße" und Medien aufeinandertreffen. Unser Forschungsmaterial umfasst Dokumente, Tweets, online gesammeltes Videomaterial und ethnografische Interviews. In unserer Analyse geht es insbesondere darum aufzuzeigen, wie verkörperte Praktiken bestimmte Sinnprovinzen und Protestatmosphären produzieren und welche Rolle dabei Praktiken sozialer Medien in der Hervorbringung und in der räumlichen Konstituierung von Protesten spielen. Wir liefern mit unserem Beitrag damit nicht nur ein Beispiel dafür, wie sozialer Raum durch Protest geschaffen und refiguriert wird, sondern ermöglichen auch ein tiefergehendes Verständnis der situativen Entstehung von Protesten als kollektivem Handeln, durch das "Wir-Erfahrungen" erzeugt werden. Der phänomenologische Blick geht dabei über den weit verbreiteten Geist-Körper-Dualismus hinaus, der vielen Interpretationen sozialer Bewegungskulturen zugrunde liegt.
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