Eine gewaltfreiere Forschung? Zur Ethik performativer Sozialwissenschaft
DOI:
https://doi.org/10.17169/fqs-9.2.407Schlagworte:
performative Sozialwissenschaft, Forschungsethik, metaphysische Gewalt, symbolische GewaltAbstract
In diesem Beitrag entfalte ich eine Position, die Forschung als immanent gewalttätiges Handeln versteht: sie ringt dem "Fremden" Vertrautheit ab, indem sie sein "Anderssein" in eine Ordnung bringt und das Unbekannte auf diesem Weg zu Erkennbarem transformiert. Durch die Organisation und das (Unter-) Ordnen von Daten – eine Charakteristik jeglicher Analyse und Repräsentation – wird (um eine Foucaultsche Metapher heranzuziehen) die wilde Komplexität der Dinge gezähmt. Ambiguität und Differenz werden eingeebnet, und Unbestimmtheit wird durch "Ergebnisse" verdeckt. Zugleich bleiben moralische Wahlen, ethische und analytische Entscheidungen und die persönliche Beteiligung der Forschenden verborgen bzw. sie erscheinen als etwas quasi Natürliches und Unschuldiges. Genau hier hat performative Sozialwissenschaft die Chance, (sich) an die ethischen Konsequenzen von Analyse und Repräsentation zu erinnern, und sich der Verantwortung für die "Gewaltsamkeit des Zähmens" zu stellen. Diese Chance resultiert aus ihrem Potenzial zu zeigen, nicht zu erzählen; offen gegen die Zukunft zu sein – für andere/neue Ereignisse, Inhalte und Formen – statt der einen finalen Konklusion und dem Abschneiden zusätzlicher Optionen; und auch Kritik, Widerstand und politisches Handeln zu initiieren anstelle des Ringens um Übereinstimmung, Konformität und Gleichgültigkeit. URN: urn:nbn:de:0114-fqs0802608Downloads
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Veröffentlicht
2008-05-31
Zitationsvorschlag
Redwood, S. (2008). Eine gewaltfreiere Forschung? Zur Ethik performativer Sozialwissenschaft. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 9(2). https://doi.org/10.17169/fqs-9.2.407
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Copyright (c) 2008 Sabi Redwood
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