Der "interpretative Turn": Geschichte, Gedächtnis und Archivierung in der qualitativen Forschung

Autor/innen

  • Véronique Mottier Université de Lausanne

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-6.2.456

Schlagworte:

interpretativer Turn, qualitative Daten, Geschichte, Gedächtnis, Archivierung, Hermeneutik, Dialog, Empowerment

Abstract

In diesem Beitrag wird das Feld qualitativer Forschung inspiziert und es werden drei konzeptuelle Umbrüche identifiziert: 1. der "orthodoxe Konsens" des Positivismus, für den die soziale Welt als Sammlung externaler Fakten existiert und der folgerichtig auf die Vermeidung von Bias und Subjektivität zielt; 2. die post-positivistische Wissenschaftsphilosophie, die anerkennt, dass die objektive Beobachtung "reiner Daten" unmöglich ist, sich aber dennoch um die Etablierung von Kriterien "guter Forschungspraxis" bemüht, und 3. der "interpretative Turn", in dessen Rahmen Subjektivität rehabilitiert wird und Daten als gemeinsame Konstruktion von Bedeutung verstanden werden, wobei Forschende einer "doppelten Hermeneutik" (GIDDENS) unterliegen. Aus dem interpretativen Turn wiederum erwachsen wesentliche Implikationen für Geschichte, Gedächtnis und die Archivierung von Daten. Doch obwohl in diesem Beitrag der interaktive und kontextuelle Charakter der Datenerhebung anerkannt wird, wird zugleich deren Überbetonung, die einige postmoderne Stränge interpretativer Forschung auszeichnet, als kontraproduktiv zurückgewiesen. Bezug nehmend auf ein hermeneutisches Verständnis und auf den hermeneutischen Zirkel zeigt die Autorin auf, dass sich Daten als Objektivierungen für die Speicherung/Archivierung, für die Beantwortung neu auftauchender Forschungsfragen und für eine (Re-)Interpretation eignen. Zusätzlich sind archivierte Daten auch für Nicht-Wissenschaftler(innen) zugänglich, z.B. für die Befragten. Insoweit trägt Archivierung potenziell auch zu Empowerment, Feedback und zum Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit bei. URN: urn:nbn:de:0114-fqs0502330

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Autor/innen-Biografie

Véronique Mottier, Université de Lausanne

Véronique MOTTIER. Present position: Professeure boursiere (Swiss National Science Foundation Research Professor), IEPI, University of Lausanne & Fellow of Jesus College, Cambridge. Major research areas: interpretative methodologies; social theory; gender and sexuality; eugenics.

Veröffentlicht

2005-05-31

Zitationsvorschlag

Mottier, V. (2005). Der "interpretative Turn": Geschichte, Gedächtnis und Archivierung in der qualitativen Forschung. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 6(2). https://doi.org/10.17169/fqs-6.2.456