Sekundäranalyse von Interviews: Verwendung von Kodierungen und theoretischen Konzepten der Primärstudie

Autor/innen

  • Irena Medjedovic Universität Bremen
  • Andreas Witzel

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-6.1.507

Schlagworte:

Sekundäranalyse, Interview, EDV- gestützte Auswertungsverfahren, Panel-Daten, Kodierung, Kategorienschema, theoretisches Konzept, Typologie

Abstract

Trotz der Möglichkeiten, die eine Sekundäranalyse qualitativer Daten bietet, wird diese Methode mit bedenklichem Blick auf viele methodische und forschungsethische Probleme versehen sowie aufgrund mangelhafter Zugänglichkeit und Aufbereitung der Primärdaten in Deutschland wenig angewendet. Die vorherrschende Skepsis gegenüber Sekundäranalysen hängt unseres Erachtens aber auch mit mangelnder praktischer Erfahrung zusammen. Am Beispiel biographischer Interviewdaten einer Längsschnittstudie über die Biographiegestaltung des Übergangs junger Erwachsener von der Schule in den Beruf wollen wir daher zeigen, welche Chancen in der Nutzung von bereits vorhandenen Daten unter bestimmten methodologischen Bedingungen bestehen. Die Nachfrage nach Daten für eine Sekundäranalyse beschränkt sich üblicherweise auf Originaldaten der Primärstudie. Auf Grundlage unserer Erfahrungen kann man jedoch auch Kodierungen und Kategorienschemata des EDV-gestützten Auswertungsverfahrens der Primärstudie nutzen. Darüber hinaus ist sogar eine eher induktive Vorgehensweise unter Einbeziehung theoretischer Konzepte der Primärstudie wie Typologien möglich. Wenn etwa Kategorienschemata die heuristische Funktion eines überdimensionalen "Karteikastens" mit breiten und nicht a priori theorielastigen Kategorien besitzen, muss deren Nutzung für die Sekundäranalyse nicht im Widerspruch zu einer eher offenen Kodierung im Prozess der Entwicklung von in-vivo-Kategorien stehen. URN: urn:nbn:de:0114-fqs0501462

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Autor/innen-Biografien

Irena Medjedovic, Universität Bremen

Irena MEDJEDOVIC, Dipl.-Psych., war zunächst im Projekt "Statuspassagen in die Erwerbstätigkeit" des Sonderforschungsbereichs 186 "Statuspassagen und Risikolagen im Lebensverlauf" tätig und später in einem Forschungsprojekt zu Entwicklungen im Betreuungswesen/-recht. Dabei sammelte sie Erfahrungen mit qualitativer Sozialforschung, die sie in das aktuelle DFG-Forschungsprojekt "Archivierung und Sekundärnutzung qualitativer Interviewdaten – eine Machbarkeitsstudie" einbringt. Seit 2003 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Archiv für Lebenslaufforschung der Graduate School of Social Sciences der Universität Bremen und ist am Aufbau eines Archivs für qualitative Interviewdaten beteiligt. In diesen Zusammenhängen besteht – neben der Machbarkeit der Archivierung qualitativer Interviews – ihr Interesse in methodologischen Fragen der qualitativen Sekundäranalyse.

Andreas Witzel

Andreas WITZEL (http://www.qualitative-research.net/fqs/beirat/witzel-d.htm) ist Leiter des Archivs für Lebenslaufforschung der Graduate School of Social Sciences (GSSS) und plant den Aufbau eines bundesweiten Archivs für qualitative Interviewdaten. Dabei sollen vorhandene Ressourcen und Kompetenzen der GESIS, weiterer deutschsprachiger Archive und insbesondere der bereits bestehenden engen Kooperationspartner Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung (ZA) und qualitative-research.net vernetzt werden. Die Integration der Aufgaben Archivierung und Datenservice mit Schulung und Beratung sowie Information, Multiplikation und Publishing ist dabei eine zentrale Perspektive.

Veröffentlicht

2005-01-31

Zitationsvorschlag

Medjedovic, I., & Witzel, A. (2005). Sekundäranalyse von Interviews: Verwendung von Kodierungen und theoretischen Konzepten der Primärstudie. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 6(1). https://doi.org/10.17169/fqs-6.1.507

Ausgabe

Rubrik

Ansätze zur Wiederverwendung qualitativer Daten: Neue Fragen an "altes" Material

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