Review Essay: My_site.de – Webpages als Medien der Selbstdarstellung

Autor/innen

  • Sabina Misoch Universität Potsdam

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-6.1.542

Schlagworte:

Homepage, Website, Selbstdarstellung, Identität, Internet, qualitative Sozialforschung, quantitative Sozialforschung, Goffman

Abstract

MAKHFI untersucht in seiner Studie Webpages Marburger Studierender, um anhand dieser Analyse eine Aussage über den kulturellen Stand des WWW machen zu können. Hierzu orientiert sich der Autor an den von GOFFMAN im Rahmen direkter Interaktionen entwickelten Kategorien der "Selbstdarstellung im Alltag" und überträgt diese auf den Bereich des Internet. Durch die Frage, "was", "wie" und "wozu" sich Studierende im Internet präsentieren und unter der Verwendung qualitativer als auch quantitativer Methoden gelangt MAKHFI zu sieben Formen der studentischen Darstellung via Homepage. Diese werden als Ausdruck des kulturellen Standes des Internet interpretiert, wobei der Autor zum Schluss seiner Studie konstatiert, dass die Homepages von Studierenden hauptsächlich für private und nicht für wissenschaftliche Zwecke genutzt werden, eine Tatsache, die er als allgemeine "Verprivatisierung" des Netzes auslegt. Der Rezensionsaufsatz referiert die zentralen Aussagen der Studie MAKHFIS und unterzieht diese einer kritischen Prüfung. Beanstandet wird u.a., dass der Autor die Kategorien GOFFMANs auf den Bereich der Selbstpräsentation im Virtuellen überträgt ohne zu reflektieren, dass hier gänzlich andere Darstellungsvoraussetzungen vorzufinden sind als im "real life". Des Weiteren wird das empirische Vorgehen kritisiert: So kommt MAKHFI anhand qualitativer Analyse zu anderen Darstellungskategorien als mittels seiner quantitativen Befragung, ohne diese Differenz zu problematisieren. Auch die von ihm aus den Studienergebnissen abgeleiteten Schlüsse sind wenig überzeugend; als besonders problematisch wird hierbei der Versuch gesehen, von einer speziellen "Stichprobe" (studentischer Websites) auf den "kulturellen Stand des Netzes" zu verallgemeinern. Als genereller Nachteil der Studie erweist sich, dass das Datenmaterial kaum in einen Diskurs von der Selbstdarstellungsnotwendigkeit in hochtransformativen Gegenwartsgesellschaften eingebettet wird. Ausgehend von der Kritik an dem Buch wird in dem Rezensionsaufsatz eine definitorische Bestimmung des Mediums "Homepage" vorgeschlagen und ein Überblick über den aktuellen Forschungsstand zu diesem Themenbereich gegeben. Zudem wird gezeigt, welchen Bedingungen Selbstdarstellungen auf Websites unterliegen und dass diese bei Analysen nicht unberücksichtigt bleiben dürfen. Aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht werden die Besonderheiten und das genuin Neue von Homepages aufgezeigt (z.B. dass sich Privatpersonen mit massenmedialer Reichweite präsentieren können, Hybridmedium) und ein Modell der Kommunikationsstrukturen via Website wird entworfen. Ausgehend von diesen Ausführungen werden mögliche Themen der zukünftigen Homepage-Forschung benannt. URN: urn:nbn:de:0114-fqs0501213

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Autor/innen-Biografie

Sabina Misoch, Universität Potsdam

Sabina MISOCH ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Potsdam am Institut für Pädagogik im Bereich Lehr-Lern-Forschung & Multimedia. Forschungsschwerpunkte: Computervermittelte Kommunikation, Medien & Jugend, private Homepages, Identität & Selbstdarstellung, Postmoderne.

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Veröffentlicht

2005-01-31

Zitationsvorschlag

Misoch, S. (2005). Review Essay: My_site.de – Webpages als Medien der Selbstdarstellung. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 6(1). https://doi.org/10.17169/fqs-6.1.542