Mary: ganz und gar postmodern. Ein biografisch-narratives Interview mit Mary Gergen
DOI:
https://doi.org/10.17169/fqs-5.3.554Schlagworte:
Mary Gergen, Ken Gergen, sozialer Konstruktivismus, Feminismus, biografische ErzählungAbstract
Methode: Die "Biographic Narrative Interpretive Method" (Prue CHAMBERLAYNE, Joanna BORNAT & Tom WENGRAF, 2000; Tom WENGRAF 2001; Gabriele ROSENTHAL 2004; Kip JONES 2004) nutzt als Interviewtechnik das Stellen einer erzählungsgenerierenden Frage wie z.B. "Erzählen Sie mir die Geschichte Ihres Lebens" mit dem Ziel, die Interviewpartner(innen) zu einer ausführlichen und nicht durch weitere Nachfragen unterbrochenen Erzählung zu veranlassen. Die Entscheidung für diese Methode beinhaltet seitens der Interviewenden die Bereitschaft, die Kontrolle über das Interview den Interviewten zu überlassen und die Rolle aktiven Zuhörens bzw. Teilhabens zu übernehmen. In einem Folgeinterview können dann weitere Einzelheiten erfragt werden, wobei die Fragen in Inhalt und Form an die Erzählung aus dem Erstinterview anschließen müssen. Im Rahmen der Auswertung wird die Fallgeschichte schließlich durch Hypothesenbildung über den möglichen Zusammenhang zwischen dem "gelebten Leben" und der "erzählten Geschichte" konstruiert. Im vorliegenden Beitrag werden das "gelebte Leben" und die "erzählte Geschichte" – mit Blick auf die Lesenden – nebeneinander präsentiert: Die "erzählte Geschichte" bleibt unanalysiert und für die Lesenden offen und transparent. Trotz alledem entwickelt sich die Geschichte gleichermaßen als kreatives Produkt und soziales Konstrukt zwischen der Erzählerin und dem Interviewer (zwischen Darstellerin und Publikum), sie ist, besonders in diesem Fall, eine von vielen möglichen Geschichten, die die Interviewte hätte erzählen können. Indem auf die Spontaneität der Erzählung und die Erzeugung bedeutungsvoller Lebensmetaphern Wert gelegt wird, entsteht ein sehr persönliches Bild dessen, "wer die Interviewte (geworden) ist", anstelle einer bloßen Auflistung von verschiedenen Lebensetappen. "Das gelebte Leben": Mary GERGEN (geborene McCANNEY), geboren 1938, verbrachte den ersten Teil ihrer Kindheit in Balaton/Minnesota. Im Alter von 12 Jahren zog sie mit ihrer Familie nach Minneapolis und besuchte dort ein Mittelklasse-Gymnasium. Nach Abschluss des Gymnasiums studierte sie an der University of Minnesota und war eine beliebte und begabte Studentin. Im letzten Studienjahr lernte sie einen Architekturstudenten kennen und heiratete diesen kurz nach Abschluss ihres Studiums. Die beiden bekamen zwei Kinder: Lisa und Michael. Die nächsten sieben Jahre studierte Mary halbtags, um einen Masters Degree in Beratungspsychologie zu erlangen. Trotz ihres eigentlichen Vorhabens in den frühen 1960ern, nach Rom umzusiedeln, zog sie mit ihrer Familie nach Boston, wo Marys Ehemann seine Studien bei MIT weiterführte. Während einer Party in Harvard traf Mary zum ersten Mal Ken GERGEN. Die beiden unterhielten sich lange und Mary erfuhr, dass Ken eine Forschungs-Assistentenstelle zu vergeben hatte, für welche sie sich umgehend bewarb. Mary bekam den Job und wurde von Ken ermutigt, ihr Masters-Studium zu vollenden. Sie arbeitete zwei Jahre für Ken, der später eine Stelle am Swarthmore College in Pennsylvania annahm und Harvard (und Mary) hinter sich ließ. Die Ehen von Mary und Ken endeten fast gleichzeitig. 1968 bekam Ken ein Forschungsstipendium in Rom und Mary folgte ihm mit ihren beiden Kindern. Sie heirateten im Oktober 1969 und zogen zusammen nach Swarthmore. Beide arbeiteten gemeinsam an experimentellen Projekten, engagierten sich in der Antikriegsbewegung, usw. Von 1972-1973 lebten Ken und Mary in Japan. 1974 begann Mary ihre Promotion an der Temple University in Philadelphia, ein weiteres Jahr, zwischen 1976 und 1977, verbrachte das Paar dann in Paris. Nach Erhalt ihres Doktortitels arbeitete Mary eine Weile bei American Telephone & Telegraph, wo sie Längsschnittuntersuchungen zum Leben von Managern durchführte. Schließlich erhielt Mary eine Stelle an der Pennsylvania State University und durchlief nach und nach die universitäre Hierarchie – beginnend mit einer Assistenzprofessur über eine Außerordentliche Professor bis hin zu einer Professur für Psychologie und "Women's Studies". Ken und Mary verbrachten ein Jahr (1988 bis 1989) in den Niederlanden am Netherlands Institute for Advanced Study, wobei es eher Mary war, die hier lebte, da Ken sich in dieser Zeit hauptsächlich in Heidelberg aufhielt. Mary und Ken lehren weiterhin, sie organisieren das Taos Institute (Ohio) und sie sind beide Co-Herausgeber des "The Positive Aging Newsletter". Mary reist, lehrt, schreibt und veranstaltet Workshops. Zu neueren Publikationen zählen u.a. (gemeinsam mit Ken KERGEN) Social Construction: A Reader und Feminist Reconstructions in Psychology Narrative, Gender, and Performance. URN: urn:nbn:de:0114-fqs0403189Downloads
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Veröffentlicht
2004-09-30
Zitationsvorschlag
Jones, K. (2004). Mary: ganz und gar postmodern. Ein biografisch-narratives Interview mit Mary Gergen. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 5(3). https://doi.org/10.17169/fqs-5.3.554
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Copyright (c) 2004 Kip Jones
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