Tagungsbericht: Fourth Annual Meeting of Qualitative Psychology. "Areas of Qualitative Psychology—Special Focus on Design"
DOI:
https://doi.org/10.17169/fqs-5.3.585Schlagworte:
qualitative Methodologie, qualitative Psychologie, Forschungsdesign, Untersuchungsdesign, Methoden, qualitative Forschung, Psychologie, Vernetzung, mixed methodsAbstract
Dieser Tagungsbericht beschreibt das vierte Treffen "Qualitative Psychologie", das vom 22. bis zum 24. Oktober 2003 in Blaubeuren (bei Ulm/BRD) vom Zentrum für Qualitative Psychologie (Tübingen) organisiert wurde. Die Tagung stand unter dem Motto: "Forschungsdesigns in qualitativer Psychologie". Forscher/innen unterschiedlichster Professionen nahmen an dem Workshop Teil. Die Bandbreite an Forschungserfahrung variierte von "young researchers" bis hin zu emeritierten etablierten Vertreter/innen qualitativer Forschung. Ebenso kamen die Teilnehmer/innen aus unterschiedlichen Ländern. Innerhalb von Arbeitsgruppen wurden die jeweiligen Arbeiten und Ergebnisse vorgestellt und diskutiert. Als Rahmenprogramm fanden Plenarsitzungen statt, auf denen das Tagungsthema in Form von Vorträgen und Diskussionen integriert erörtert wurde. Der Tagungsbericht versucht, die einzelnen Arbeiten darzustellen und im Gesamtkontext zu verorten. Im Mittelpunkt stand das Thema Design und dessen Implikationen für die qualitative Forschung. Design wurde aus verschiedenen Blickwinkeln (Gemeindepsychologie, Designtypen, Ablauf und Phasen des Forschungsprozesses) untersucht und rekonstruiert. Zentral war die Aussage, dass qualitative Forschung nicht einfach ein vorab erstelltes Design verwenden kann, sondern dass Forschung ein interaktiver Prozess zwischen Forscher/in, Erforschten und den wechselnden Umweltbedingungen bzw. sozialen Verhältnissen darstellt. Ebenso sind vorherrschende Machtbeziehungen, Hierarchien und Kommunikationsmuster zu beachten, um überhaupt forschen zu können. Infolgedessen kann eigentlich nicht mehr von "dem" Design gesprochen werden, sondern vielmehr von multiplen Passungen unterschiedlicher Designtypen, die sich jeweils durch den Forschungsprozess verändern. Dadurch verändert sich auch der Forschende/die Forschende selbst. Aber erst so wird es möglich, einen angemessenen Zugang zum Forschungsfeld zu erhalten. In einzelnen Beiträgen wurde das Thema Design anhand von empirischen Arbeiten in bestimmten Forschungsfeldern bearbeitetet. Hier sind die computerunterstützte qualitative Analyse (auch von Videos), eine Internetstudie zum Bewusstsein der eigenen sexuellen Orientierung bei Jugendlichen oder eine Langzeitstudie zu subjektiv als bedeutsam erfahrenen Lernereignissen zu nennen. Auf internationaler Ebene (Spanien, Lettland) wurden grundlegende Veränderungen im Curriculum und in der Ausbildung im Schulbereich präsentiert. Ebenso ging es um institutionelle (Selbst-) Evaluation und die Suche nach Standards hierfür. Im institutionellen Bereich wurde beispielsweise auch der Kontext behinderter Menschen in Lebensgemeinschaften untersucht. Eine andere Studie arbeitete heraus, wie die Konstruktion von Gender untersucht werden kann und unterschied den Prozess des sozialen Konstruierens vom eher statisch zugeschriebenen kategorialen Konstrukt, das oft das Rollenverständnis und damit Erwartungen und Handlungen bestimmt. Der Gender-Aspekt wurde in einem weiteren Beitrag zusätzlich aus therapeutischer Sicht (Kontext sexueller Missbrauch) aufgearbeitet, indem gezeigt wurde, wie genderspezifische Lösungsmuster vorherrschen, die je nach Kontext hilfreich, aber auch hemmend sein können, sofern sie einseitig gebraucht werden. Auf theoretischer Ebene wurden die Einsetzbarkeit der Grounded Theory und des Gedankenexperiments für empirische Untersuchungen zum Copingprozess bei Pfleger/innen und Angehörigen von Menschen mit depressiven Störungen erörtert. Kombiniert theoretisch-empirisch war der Versuch, die Globalanalyse als Werkzeug zur Exploration eines neuen Forschungsfeldes in das Forschungsdesign zu integrieren. Einige Einzelbeiträge wurden als integrierte Themencluster konzipiert. So diskutierte etwa eine Gruppe das Untersuchungsdesign und empirische Ergebnisse am Beispiel einer Theorie über Gefühle und explorierte diese hin auf Plausibilität und Gültigkeit. Ein letzter Themenschwerpunkt, der anscheinend besonders in der qualitativen Forschung Berücksichtigung findet, ist das Thema Ethik in der Forschung. Die nächste Tagung des Zentrums Qualitative Psychologie findet zusammen mit der SIG #17 ("Qualitative and Quantitative Approaches to Learning and Instruction") der EARLI ("European Association for Research on Learning and Instruction") zum Thema "Mixed Methods" vom 22. bis zum 24. Oktober 2004 in Freudenstadt (Schwarzwald) statt. Nähere Informationen bietet die Webseite des Zentrums (http://www.qualitative-psychologie.de/). URN: urn:nbn:de:0114-fqs0403312Downloads
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Veröffentlicht
2004-09-30
Zitationsvorschlag
Gürtler, L., & Gahleitner, S.-B. (2004). Tagungsbericht: Fourth Annual Meeting of Qualitative Psychology. "Areas of Qualitative Psychology—Special Focus on Design". Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 5(3). https://doi.org/10.17169/fqs-5.3.585
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FQS-Tagungen
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Copyright (c) 2004 Leo Gürtler, Silke-Birgitta Gahleitner
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