Beispiele oder Sequenzen? Ein Vorschlag zur Verbesserung qualitativer Forschung

Autor/innen

  • David Silverman King’s College London

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-6.3.6

Schlagworte:

Methodologie, Ethnographie, Fokusgruppen, Sprache, Konversationsanalyse

Abstract

Zahlen können offenbar sprechen. Aufgrund ihrer kleinen Fallzahlen versuchen Qualitative Forscher und Forscherinnen deswegen, ihre Analysen durch Beispiele zu verdeutlichen und zu stützen. Deshalb werden in Forschungsberichten üblicherweise Datenauszüge präsentiert als "sprechende" Beispiele für den behaupteten Phänomenbereich. Diese scheinbare Evidenz führt dann aber zu dem Vorwurf des bloß Anekdotischen, d.h. dass genau jene Auszüge gewählt werden, die die eigene Position und Deutung bekräftigen. Diesem methodologischen Problem kann meines Erachtens dann am besten begegnet werden, wenn wir uns auf die Anteile unserer theoretischen Wurzeln besinnen, die darauf zielen, unsere Arbeit von der quantitativer Sozialforschung zu unterscheiden. Obwohl sich insbesondere die linguistische und strukturale Anthropologie auf SAUSSURE bezieht, gibt er eine schlichte Regel an die Hand, die prinzipiellere Gültigkeit hat: Unser Vertrauen in Beispiele tadelnd, schreibt SAUSSURE: Einzelne Elemente haben keine Bedeutung. Es hängt vielmehr davon ab, wie einzelne Elemente miteinander verknüpft werden. Eine Alltagsaktivität, in der die soziale Welt sich artikuliert, ist die Konstruktion von Sequenzen. Genauso wie Teilnehmende in einer Interaktion sich immer auf die sequenzielle Platzierung von "Ereignissen" beziehen (müssen), sollte dies auch in den Sozialwissenschaften der Fall sein. Anhand von Beispielen aus Fokusgruppen, Feldnotizen und Tonbändern versuche ich zu zeigen, dass die Identifikation solcher Sequenzen viel eher als das Zitieren von (Beleg-) Beispielen einen wesentlichen Test für die Angemessenheit von Schlüssen auf der Grundlage qualitativer Daten erlaubt. URN: urn:nbn:de:0114-fqs0503301

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Autor/innen-Biografie

David Silverman, King’s College London

David SILVERMAN is Emeritus Professor of Sociology at Goldsmiths' College and Visiting Professor in the Management Department, King's College, University of London. His interests are in qualitative methodology, medical sociology and language. He is the author, co-author or editor of 14 books including: Interpreting Qualitative Data (Second Edition, 2001), Doing Qualitative Research (Second Edition, 2005) and with Clive SEALE, Giampietro GOBO and Jaber GUBRIUM, co-editor of Qualitative Research Practice (2004).

Veröffentlicht

2005-09-30

Zitationsvorschlag

Silverman, D. (2005). Beispiele oder Sequenzen? Ein Vorschlag zur Verbesserung qualitativer Forschung. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 6(3). https://doi.org/10.17169/fqs-6.3.6

Ausgabe

Rubrik

Generelle methodologische Trends in der qualitativen Sozialforschung