Zur Methodologisierung der Foucaultschen Diskursanalyse

Autor/innen

  • Rainer Diaz-Bone Universität Luzern

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-7.1.71

Schlagworte:

Diskursanalyse, rekonstruktive Methodologie, Interdiskurs, Strukturalismus, Poststrukturalismus, Michel PÊCHEUX, Pierre BOURDIEU, Lebensstilanalyse, Episteme, Sozio-Episteme, Kulturproduktion, Gefühlsstruktur, Techno, Heavy Metal

Abstract

In diesem Beitrag wird eine methodologische Position für die FOUCAULTsche Diskursanalyse vorgestellt und eine darauf aufbauende Schrittfolge für eine empirische Diskursanalyse skizziert. Anhand eines Anwendungsbeispiels wird diese Methodologie veranschaulicht. Es wird hervorgehoben, dass Diskursanalysen – um vollständige Analysen zu sein – soweit vorangetrieben werden müssen, dass sie (1) den Systemcharakter des Regelsystems in einer diskursiven Formation erfassen und (2) daran anschliessend die Tiefenstruktur der diskursiven Formation freilegen. Zur Theoriebasis der FOUCAULTschen Diskursanalyse zählt der französische Kontext des Strukturalismus/Poststrukturalismus. Es wird argumentiert, dass der Poststrukturalismus nicht als Überwindung des Strukturalismus, sondern als eine kritische Öffnung des Strukturalismus zu verstehen ist. Damit können Strukturen in Diskursen auf eine diskursive Praxis bezogen werden und das Strukturkonzept kann (z.B. zur Interdiskursivität und zu Jacques DERRIDAs Strukturalitätsbegriff hin) geöffnet werden. Die strukturalistische Perspektive wird damit fortgesetzt und radikalisiert, aber nicht aufgegeben. Die FOUCAULTschen Theoreme werden hier verknüpft mit den Arbeiten von Michel PÊCHEUX und (insbesondere für die empirische Kultur- und Wissenssoziologie) den Arbeiten von Pierre BOURDIEU. Die praktische Diskursanalyse wird als theoriefundierte und im Material reflexiv vorgehende Kopplung von Dekonstruktion/Rekonstruktion vorgestellt. Sie ist insofern eine rekonstruktive qualitative Methodologie. Am Ende setzt sich der Beitrag kritisch mit solchen Diskursanalysen auseinander, die weder den Systemcharakter der diskursiven Praxis systematisch erfassen noch die diskursive Tiefenstruktur (Episteme bzw. Sozio-Episteme) erfassen wollen. Diese bleiben entweder Diskurskommentierungen oder einfach phänomenologisch und damit jeweils vorstrukturalistisch. URN: urn:nbn:de:0114-fqs060168

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Autor/innen-Biografie

Rainer Diaz-Bone, Universität Luzern

Rainer DIAZ-BONE, geb. 1966, Dr. phil., Dipl. Soz.-Wiss., 1991 bis 1996 Studium der Sozialwissenschaft (Schwerpunkt: angewandte Sozialforschung) an der Ruhr-Universität Bochum, von 1996 bis 2001 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung (Hochschule für Musik und Theater Hannover), seit 2002 Wiss. Assistent am Institut für Soziologie (FU Berlin) in der Abteilung Methodenlehre und Statistik. Forschungsschwerpunkte: angewandte Diskursanalyse, empirische Kultur- und Sozialstrukturanalyse, Methoden der empirischen Sozialforschung, Wissenschaftstheorie, sozialwissenschaftliche Statistik und Netzwerkanalyse. Rainer DIAZ-BONE hat in FQS bereits die Sammelbesprechung "Entwicklungen im Feld der foucaultschen Diskusanalyse" (http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/3-03/3-03review-diazbone-d.htm) und den Artikel "Milieumodelle und Milieuinstrumente in der Marktforschung" (http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/2-04/2-04diazbone-d.htm) veröffentlicht.

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Veröffentlicht

2006-01-31

Zitationsvorschlag

Diaz-Bone, R. (2006). Zur Methodologisierung der Foucaultschen Diskursanalyse. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 7(1). https://doi.org/10.17169/fqs-7.1.71

Ausgabe

Rubrik

Einzelbeiträge