Zur kulturpsychologischen Bestimmung von Gewalt und Gewaltlosigkeit. Eine empirische Studie

Autor/innen

  • Nicole Capezza Butler Hospital/Brown University

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-4.2.717

Schlagworte:

Videospiele, Gewaltfilme, Mikrogenese, Entscheidungsfindung, Gewaltmedien im Kulturvergleich

Abstract

Gegenstand des hier berichteten Projekts war die Frage, wie Menschen über Gewalt nachdenken und zu Entscheidungen kommen. Welche Faktoren und Gründe ermöglichen, den Auslöser zu betätigen? Im Unterschied zu dem Gros der Literatur, die sich mit den Ursachen von Gewalt beschäftigt, nachdem es zu gewalttätigen Handlungen gekommen ist, ging es darum zu untersuchen, welche psychologischen Prozesse zu Gewaltausübung führen. Hierzu wurden in einem quasi-experimentellen Design verschiedene Bilder angeboten: Alle Untersuchungsteilnehmer(innen) wurden um eine Entscheidung gebeten, ob sie auf die auf einen Bildschirm projizierten Bilder schießen wollten oder nicht. Unmittelbar danach wurde zusätzlich mittels eines Fragebogens erhoben, welche Erfahrungen die Einzelnen mit Gewaltfilmen und Videospielen gemacht hatten. Es zeigte sich, dass die Untersuchungsteilnehmer(innen) (N=30 aus Worcester, MA, USA und N=40 aus Tallinn, Estland) auf das persönlich verfügbare kulturelle Wissen über die jeweiligen Bilder zurückgriffen und hiervon abhängig eine Entscheidung trafen, ob sie schossen oder nicht: Um die Bedeutung von Videospielen für die Gewaltbereitschaft der Befragten zu ermitteln, wurde u.a. die Reaktion auf ein Bild aus dem Videospiel "Duck Hunt" mit der Reaktion auf zwei andere Bilder verglichen, auf denen ebenfalls Enten dargestellt waren. Die meisten der amerikanischen Untersuchungsteilnehmer(innen) entschieden sich, auf die dem Videospiel zugehörige Ente zu schießen, nicht aber auf die anderen Entenabbildungen, weil für sie der Kontext Videospiel die Begründung bot, sich aggressiv gegen die Abbildung zu verhalten. Den meisten Untersuchungsteilnehmer(inne)n aus Estland war das Videospiel unbekannt, weshalb es deutlich seltener zu aggressiven Handlungen kam. URN: urn:nbn:de:0114-fqs030281

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Autor/innen-Biografie

Nicole Capezza, Butler Hospital/Brown University

Nicole CAPEZZA graduated in May 2002 from Clark University in Worcester, MA and will be entering a doctoral program in Social Psychology in the Fall of 2003. She is currently working in the Addictions Research Unit at Butler Hospital/Brown University in Providence, RI. This project was conducted as part of her undergraduate Honors Thesis at Clark University.

Veröffentlicht

2003-05-31

Zitationsvorschlag

Capezza, N. (2003). Zur kulturpsychologischen Bestimmung von Gewalt und Gewaltlosigkeit. Eine empirische Studie. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 4(2). https://doi.org/10.17169/fqs-4.2.717