Review: Andreas Wernet (2000). Einführung in die Interpretationstechnik der Objektiven Hermeneutik

Autor/innen

  • Susanne Friese Qualitative Research & Consulting

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-4.2.730

Schlagworte:

Objektive Hermeneutik, Kontextfreiheit, Wörtlichkeit, Sequentialität, Extensivität, Sparsamkeit, Lesarten, Fallkonstruktion, Textinterpretation, Generalisierung, methodologische Position

Abstract

WERNET stellt in seinem Buch sowohl die theoretischen Hintergründe der Objektiven Hermeneutik als auch die praktische Vorgehensweise der Methodik vor. Die Gewichtung liegt dabei auf den methodentechnischen Kernoperationen der objektiv-hermeneutischen Textinterpretation. Die wichtigsten methodischen Stichworte und Prinzipien werden im ersten Drittel des Buchers, in den Kapiteln 1 und 2, umrissen. Auf den restlichen 60 Seiten erläutert WERNET die Methode anhand von Beispielen, was den Einstieg in die Objektive Hermeneutik um einiges erleichtert. Ich würde dem Leser dennoch empfehlen, sich nicht gleich mit den Beispielen zu befassen, sondern sich zunächst einmal mit dem ersten Teil des Buches auseinanderzusetzen. Dies ist nicht immer einfach, trägt aber zum allgemeinen Verständnis bei. Die Kapitel bauen aufeinander auf und ein Springen zwischen Kapiteln ist erst ratsam, wenn man das Buch zumindest einmal von vorne bis hinten sequentiell durchgelesen hat. Nach der theoretischen Einleitung geht es im dritten Kapitel des Buches um den Dreischritt, der für die Interpretationstechnik der Objektiven Hermeneutik von grundlegender Bedeutung ist. Die Interpretationstechnik des Dreischritts wird anhand von drei Beispielsätzen erläutert und beinhaltet das Erzählen von Geschichten, das Bilden von Lesarten und das Rekonstruieren einer Fallstruktur. Im vierten Kapitel wird eine vollständige Interpretationssequenz, in der Sprache der Objektiven Hermeneutik: eine Fallrekonstruktion, am Beispiel eines Lehrerinterviews durchgeführt. Abgerundet wird das Buch durch eine Zusammenfassung aller wichtigen Regeln und Maxime auf den letzten fünf Seiten. Zielgruppe des Buches sind Forschende, die sich erstmals mit der Objektiven Hermeneutik beschäftigen wollen um sie möglicherweise als ein Interpretationswerkzeug zu verwenden. Insgesamt betrachtet ist es WERNET gelungen, dem interessierten Neuling einen Einblick in das Verfahren zu geben, und das Buch ist sicherlich auch geeignet, Anwendern der Methode als komprimiertes Referenzwerk zu dienen. Ob WERNET den Leser von der Güte der Methodik überzeugt, muss jeder für sich selbst entscheiden. WERNET geht in seiner Abhandlung auf häufig genannte Kritikpunkte ein und gibt oftmals auch einleuchtende Antworten. In mindestem einem Punkt konnte er mich aber nicht überzeugen: Und das ist der Anspruch der Objektiven Hermeneutik, die einzige Methode zu sein, die die soziale Wirklichkeit angemessen darstellen kann. In Abschnitt 3 dieser Rezension zeige ich die Unhaltbarkeit dieser Behauptung anhand der von der Objektiven Hermeneutik selbst erstellten Grund- und Regelsätzen auf. URN: urn:nbn:de:0114-fqs030248

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Autor/innen-Biografie

Susanne Friese, Qualitative Research & Consulting

Susanne FRIESE ist Geschäftsführerin von Qualitative Research & Consulting. Forschungsschwerpunkte: Computerunterstützte qualitative Datenanalyse, Anwendung von Multimediadaten, Verbraucher- und Marktforschung. Susanne FRIESE hat in einer zurückliegenden Ausgabe von FQS eine Besprechung zu Bildermenschen – Menschenbilder. Exotische Menschen als Zeichen in der neueren deutschen Printwerbung (http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/3-00/3-00review-friese-d.htm) verfasst. Zusammen mit Graham R. GIBBS (http://www.qualitative-research.net/fqs/beirat/gibbs-d.htm) und Wilma C. MANGABEIRA hat sie die FQS-Schwerpunktausgabe Technikeinsatz im qualitativen Forschungsprozess (http://www.qualitative-research.net/fqs/fqs-d/inhalt2-02-d.htm) herausgegeben.

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Veröffentlicht

2003-05-31

Zitationsvorschlag

Friese, S. (2003). Review: Andreas Wernet (2000). Einführung in die Interpretationstechnik der Objektiven Hermeneutik. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 4(2). https://doi.org/10.17169/fqs-4.2.730