Weitere Erkundung des "Western Mind". Ethnotheorien von Euro-Amerikanischen und Deutschen Müttern und Großmüttern im Vergleich

Autor/innen

  • Heidi Keller University of Osnabrueck
  • Carolin Demuth University of Osnabrueck

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-7.1.74

Schlagworte:

Independenz, Interdependenz, Autonomie, Bezogenheit, parentale Ethnotheorien, "Western Mind", transkultureller und transgenerationaler Vergleich

Abstract

Der vorliegende Artikel versucht, das Konzept von Independenz als die in westlichen postmodernen Gesellschaften vorherrschende soziokulturelle Orientierung in der elterlichen Fürsorge – manchmal auch unter dem Begriff "Western Mind" diskutiert – zu entflechten. Mütter und Großmütter aus Los Angeles, USA und Berlin, Deutschland, wurden mittels eines halb-strukturierten Bildkarteninterviews über ihre Erziehungsziele und ihre Vorstellungen über gutes elterliches Verhalten gegenüber einem drei Monate alten Baby befragt. Die Datenanalyse basiert auf qualitativer Inhaltsanalyse. Alle Befragten teilen gleichermaßen independente als auch interdependente Erziehungsziele. Sie haben auch ein gemeines Verständnis darüber, welche elterlichen Verhaltensweisen wichtig sind. Es gibt jedoch einen kulturellen Unterschied in Bezug auf das Verständnis von Fürsorgeverhalten. Die deutschen Teilnehmerinnen teilen eine eher holistische Auffassung, die sich darin ausdrückt, dass sie erwarten, Stillen, Körperkontakt und Beschäftigung setzen sich aus Nähe und Stimulation zusammen und tragen zur Entwicklung einer engen Beziehung sowie zur geistigen und emotionalen Entwicklung des Kindes bei. Die Mütter und Großmütter aus Los Angeles teilen eine eher funktionalistische Ansicht (mit der Ausnahme des Stillens), die darin zum Ausdruck kommt, dass sie unterschiedliches Fürsorgeverhalten anders beurteilen und andere Folgen für die kindliche Entwicklung daraus ableiten (Stillen ist gut für die Gesundheit, Spielen stimuliert die kognitive Entwicklung, körperliche Nähe dient der Beruhigung). Alle Teilnehmerinnen teilen die Auffassung, dass (motorische) Überstimulation nicht förderlich für die kindliche Entwicklung ist. Großmütter und Mütter unterscheiden sich nicht grundlegend in ihren Ansichten und die Großmütter scheinen die Ansichten ihrer Töchter zum Teil übernommen zu haben. Die Ergebnisse werden in Bezug auf Kontextfaktoren, hier v.a. die Erwerbstätigkeit der Frauen, diskutiert. URN: urn:nbn:de:0114-fqs060159

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Autor/innen-Biografien

Heidi Keller, University of Osnabrueck

Heidi KELLER is a professor of psychology at the University of Osnabrueck. Her research interests are directed at the integration of biology and culture over the lifespan. She is currently conducting a cross cultural research program on developmental pathways over the first six years of life.

Carolin Demuth, University of Osnabrueck

Carolin DEMUTH is currently a doctoral student of the Graduate School of Integrative Competences (Graduiertenkolleg Integrative Kompetenz) at the University of Osnabrueck. Her main interests are in the fields of cultural psychology and qualitative methods.

Veröffentlicht

2006-01-31

Zitationsvorschlag

Keller, H., & Demuth, C. (2006). Weitere Erkundung des "Western Mind". Ethnotheorien von Euro-Amerikanischen und Deutschen Müttern und Großmüttern im Vergleich. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 7(1). https://doi.org/10.17169/fqs-7.1.74

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Rubrik

Einzelbeiträge