Handlungsregulierende Funktionen von Selbstgesprächen bei körperlichen Schmerzen: Eine qualitative Analyse im Marathonlauf

Autor/innen

  • Jens Kleinert Deutsche Sporthochschule Köln

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-4.1.749

Schlagworte:

Selbstgespräche, Schmerzbewältigung, Handlungsregulation, Sport

Abstract

Fragestellung und Methode: Ausgehend von einer handlungsorientierten Grundkonzeption untersucht die vorliegende Studie die Inhalte, die Phasenstruktur und die handlungsregulierenden Funktionen von Selbstgesprächen in Schmerzsituationen während eines Marathonlaufes. Hierzu wurden 30 Läufer retrospektiv mit Hilfe eines halbstrukturierten Interviewleitfadens zu Schmerzerlebnissen und ihren Bewältigungsversuchen während des Laufes befragt. Von diesen Athleten berichteten 17 explizit über Selbstgesprächstechniken bei Schmerzen während des Laufes. Ergebnisse der qualitativen Inhaltsanalyse: Selbstgespräche beziehen sich sowohl auf den Schmerz (schmerzorientierte Selbstgespräche) als auch auf hierarchisch darüber liegende Handlungsebenen (aufgabeorientierte Selbstgespräche). Selbstgespräche können in allen Phasen der Handlung (Antizipation, Realisierung, Interpretation) vorkommen, werden jedoch schwerpunktmäßig im Rahmen der Antizipation, das heißt bei der Situationswahrnehmung und -bewertung sowie der Handlungsinitiierung angewendet. Die Funktionen von Selbstgesprächen liegen vorrangig in der Analyse und Relativierung der Situation und Planung, Initiierung und Kontrolle der Bewältigungshandlung. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse der Studie geben Hinweise darauf, dass durch Selbstgespräche nicht nur der horizontal sondern auch der vertikal organisierte Handlungsprozess beeinflusst wird. Weiterhin scheinen Selbstgespräche beim Aufbau schmerzorientierter Selbstwirksamkeit eine große Rolle zu spielen. Transfermöglichkeiten auf die psychologische Behandlung chronischer Schmerzprozesse werden diskutiert. URN: urn:nbn:de:0114-fqs030176

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Autor/innen-Biografie

Jens Kleinert, Deutsche Sporthochschule Köln

Dr. Jens KLEINERT (geb. 1964): Diplomsportstudium an der Deutschen Sporthochschule Köln mit Abschluss 1991. Studium der Humanmedizin an der Universität zu Köln. 2000 Approbation zum Arzt und Promotion in Humanmedizin. Im Januar 2003 Habilitation in Sportwissenschaft unter besonderer Berücksichtigung von Sportpsychologie und Gesundheitsforschung. Langjährige Aktivenzeit und Trainertätigkeit im Schwimmsport, Segeln und Hallenhandball. Seit 1991 als Diplomsportlehrer am Psychologischen Institut der Deutschen Sporthochschule tätig. Hier seit Ende 1996 wissenschaftlicher Assistent, seit 2003 Hochschuldozent mit den Forschungsschwerpunkten Schmerzen im Sport, psychologische Unfall- und Verletzungsprävention sowie Befindlichkeitsanalytik.

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Veröffentlicht

2003-01-31

Zitationsvorschlag

Kleinert, J. (2003). Handlungsregulierende Funktionen von Selbstgesprächen bei körperlichen Schmerzen: Eine qualitative Analyse im Marathonlauf. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 4(1). https://doi.org/10.17169/fqs-4.1.749