Widersprüche expansiven Lernens. Zur kritischen Analyse eigenverantwortlicher Lernformen im Kontext der gegenwärtigen gesellschaftlichen und technologischen Umbrüche

Autor/innen

  • Ines Langemeyer University of Oslo

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-7.1.76

Schlagworte:

expansives Lernen, arbeitsprozessintegriertes Lernen, Widersprüche, Selbstmanagement/Selbstorganisation, Eigenverantwortung, Partizipation, Kooperation, Kompetenzentwicklung

Abstract

Um Beschäftigungsmöglichkeiten zu erweitern und flexiblere Arbeitsverhältnisse durchzusetzen, geht es in der gegenwärtigen Politik um die Sicherstellung von "Beschäftigungsfähigkeit". Damit dies erreicht wird, sollen Beschäftigte wie Arbeitsuchende "lebenslang lernen". In diesem Kontext wird das traditionelle Bildungsverständnis, in dem die Unterweisungspädagogik eine zentrale Rolle spielte, zunehmend durch Ansätze, die den Fortschritt und den Erfolg von Lernprozessen stärker an die Autonomie, die Eigenverantwortung und die Individualität der Lernenden knüpfen, ersetzt. Eigenverantwortliche Lernformen scheinen eine viel versprechende Alternative zum herkömmlichen schulischen Lernen zu sein, welches sich häufig als widersprüchlich erweist, insofern es bei den Lernenden eher passive Haltungen hervorruft und ihre Lernmotivation unterläuft. Dennoch stellen sich die Herausforderungen jener "neuen" Lernformen nicht weniger widersprüchlich dar. Der vorliegende Artikel versucht, diesen Widersprüchen Rechnung zu tragen. Auf der theoretischen Ebene wird diese Frage vor dem Hintergrund der "subjektwissenschaftlichen Grundlegung des Lernens" von Klaus HOLZKAMP und der Tätigkeitstheorie von Yrjö ENGESTRÖM diskutiert. Beide Ansätze befassen sich im Kern mit der Idee eines "expansiven Lernens" und stellen einen Zusammenhang zwischen individuellen Lernprozessen und externen Entwicklungsprozessen her, in denen Handlungsmöglichkeiten und damit die eigene Handlungsfähigkeit erweitert werden. Allerdings unterscheiden sich beide Theorien hinsichtlich ihrer Widerspruchsbegriffe erheblich. Für HOLZKAMP sind Widersprüche eine Lernbehinderung, während ENGESTRÖM sie als Ausgangspunkt für Problemlösungen und Entwicklung interpretiert. Indem die Leerstellen innerhalb jedes Ansatzes sowie zwischen beiden herausgearbeitet werden, wird in diesem Artikel auch ein etwas anderer Zugang zum expansiven Lernen entwickelt. Zwei Fallstudien, die Teil einer umfassenderen Forschung zum arbeitsprozessintegrierten Lernen in der Fachinformatik waren (LANGEMEYER 2005a), werden hinzugezogen, um Widersprüche im Lernen differenzierter zu fassen und um eine kritische Analyse der gegenwärtigen Veränderungen in der Bildung zu veranschaulichen. URN: urn:nbn:de:0114-fqs0601127

Downloads

Keine Nutzungsdaten vorhanden.

Autor/innen-Biografie

Ines Langemeyer, University of Oslo

Dr. Ines LANGEMEYER studied psychology at the Freie Universität Berlin (1994-2000). She was an associate researcher from 2001 –2005 at the Center for Media Research, Freie Universität Berlin (Department of Psychology). Since 2005 she has been working as an associate researcher at the Seminar for Media and Communication (University of Erfurt, Communication sciences/Social communication, Prof. Dr. Friedrich KROTZ). She completed her doctorate thesis in 2005 at the Department of Pedagogy, Helmut-Schmidt Universität Hamburg.

Veröffentlicht

2006-01-31

Zitationsvorschlag

Langemeyer, I. (2006). Widersprüche expansiven Lernens. Zur kritischen Analyse eigenverantwortlicher Lernformen im Kontext der gegenwärtigen gesellschaftlichen und technologischen Umbrüche. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 7(1). https://doi.org/10.17169/fqs-7.1.76

Ausgabe

Rubrik

Einzelbeiträge