Review Essay: Was, wirklich, bleibt!? Sozialkonstruktivismus, Hermeneutik, Wissenssoziologie

Autor/innen

  • Bernt Schnettler

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-3.4.785

Schlagworte:

Methodologie, Methode und Theorie sozialwissenschaftlicher Hermeneutik

Abstract

Dass sich die Wissenssoziologie mit der Hermeneutik verbunden hat zählt zu den Besonderheiten der deutschen Soziologie. Die "hermeneutische Wissenssoziologie" steht in der Tradition einer deutlich mitteleuropäisch geprägten, geisteswissenschaftlich fundierten und zugleich empirisch arbeitenden Sozialwissenschaft. WEBER ist der bedeutsame Ausgangspunkt dieser Theorierichtung, die von SCHÜTZ ihre mundanphänomenologische Fundierung und von BERGER und LUCKMANN ihre wissenssoziologische Konturierung erhielt. Ziel einer so verstandenen Soziologie ist die Rekonstruktion "Gesellschaftlicher Konstruktionen der Wirklichkeit". Ihre Vertreter teilen die Auffassung, dass es einer der empirischen Forschung entkoppelten – "reinen" – sozialwissenschaftlichen Theorieproduktion an epistemologischer Begründungsfähigkeit ermangelt. Bestrebungen zu einer ahistorischen, allgemeinen Gesellschaftstheorie begegnen sie deshalb mit Skepsis. Umso dringender sind die Bemühungen zur Fortsetzung einer Reflexion der epistemologischen Grundlagen und die Fortentwicklung methodologischer Begründungen sowie methodischer Verfahren, die in dem hier besprochenen Band vorgelegt werden. Eine "hermeneutische Wissenssoziologie" lässt sich, so betonen die Herausgeber, begreifen als methodisch eingesetzte Skepsis gegenüber "positivem Wissen". Sie nimmt sich die "Entzauberung gesellschaftlicher Wirklichkeitskonstruktionen" vor, was die betonte Selbstkritik an den eigenen "Konstrukten der Soziologen" mit einschließt. Als äußerst zeitgemäß erweist sich das von den Vertretern der hermeneutischen Wissenssoziologie konsequent praktizierte, kollaborativ verfahrende (nicht kollektivistisch verengte!) Wissenschaftsverständnis und die entsprechende Wissenschaftspraxis. In ihrer inneren Pluralität, ihrem Interesse und ihrer Kooperationsbereitschaft gegenüber anderen Theorietraditionen sowie insbesondere in der Fähigkeit, auch die Beweggründe, die gesellschaftlichen Nonsens motivieren, aufzudecken, liegen die wesentlichen Vorteile gegenüber anderen, hermetischeren Formen sozialwissenschaftlicher Analyse. URN: urn:nbn:de:0114-fqs020416

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Autor/innen-Biografie

Bernt Schnettler

Bernt SCHNETTLER, M.A., Jahrgang 1967, Studium der Soziologie und Psychologie an der Universität Konstanz, Philosophie und Hispanistik an der Universität Madrid, ist derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Konstanz und Lehrbeauftragter an der Universität St. Gallen. Forschungsschwerpunkte: Soziologie religiöser Erfahrungen, Organisationssoziologie, qualitative Methoden der empirischen Sozialforschung.

Veröffentlicht

2002-11-30

Zitationsvorschlag

Schnettler, B. (2002). Review Essay: Was, wirklich, bleibt!? Sozialkonstruktivismus, Hermeneutik, Wissenssoziologie. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 3(4). https://doi.org/10.17169/fqs-3.4.785

Ausgabe

Rubrik

Methodologie und Methoden