Epistemologische, soziale und politische Rätsel des sozialen Konstruktionismus

Autor/innen

  • Carl Ratner Institute for Cultural Research and Education

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-7.1.80

Schlagworte:

kritischer Realismus, Validität, Wissenschaftsphilosophie, Subjektivismus, Gemeinschaft, soziale Fragmentierung

Abstract

In diesem Beitrag wird die zentrale Prämisse des Sozialen Konstruktionismus kritisiert, dass nämlich Personen und Gruppen ihre Überzeugungen frei konstruieren und dass diese Überzeugungen "lokale Wahrheiten" sind, die von Außenstehenden akzeptiert werden müssen bzw. die nicht anhand externer Kriterien evaluiert werden können. Ich versuche zu zeigen, dass das Ausschalten von Wahrheitsansprüchen alle Überzeugungen beliebig macht und die Bedeutsamkeit von Fehlern übergeht. Hieraus resultiert, dass Überzeugungen geglaubt wird, die de facto falsch und gefährlich sind. Und es führt zu einem dogmatischem Kult gegenüber divergierenden sozialen Gruppen, die beliebige Glaubenssysteme unterhalten und jegliche Kritik oder Verbesserungsmöglichkeit prinzipiell zurückweisen. Die hieraus erwachsende soziale Fragmentierung verhindert wechselseitiges Verstehen und Kommunikation. Obwohl der Soziale Konstruktionismus für sich beansprucht, radikal anti-modernistisch bzw. anti-kapitalistisch zu sein, reflektieren die soziale Fragmentierung und das unkritische Denken, die aus ihm hervorgehen, genau die Praktiken derjenigen Kapitalisten, die für ihr eigenes Interesse arbeiten, sich nicht um Gemeinschaftsbelange kümmern und die faktischen Evidenzen der negativen Effekte ausblenden, die aus dem Kapitalismus für die Umwelt, die Gesundheit und die Gesellschaft erwachsen. Tatsächliche Gemeinschaft und Verstehen benötigen, dies versuche ich zu verdeutlichen, die Akzeptanz "modernistischer" Wissenschaftsprinzipien, die auch erlauben, gefährdende Praxen zu identifizieren und zu kritisieren und soziale Reformen zu gestalten. URN: urn:nbn:de:0114-fqs060142

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Autor/innen-Biografie

Carl Ratner, Institute for Cultural Research and Education

Carl RATNER (http://www.qualitative-research.net/fqs/beirat/ratner-e.htm) works on qualitative methodology and cultural psychology. His new book "Cultural psychology: A perspective on psychological functioning and social reform," will be published by Erlbaum in Nov. 2005.

Veröffentlicht

2006-01-31

Zitationsvorschlag

Ratner, C. (2006). Epistemologische, soziale und politische Rätsel des sozialen Konstruktionismus. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 7(1). https://doi.org/10.17169/fqs-7.1.80

Ausgabe

Rubrik

FQS-Interviews

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