Sammelbesprechung: Körpererleben im Spannungsfeld von leiblicher Erfahrung, therapeutischer Praxis und kulturellem Kontext

Autor/innen

  • Tilmann Walter

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-3.4.809

Schlagworte:

Körper, Psychologie, Psychotherapie, Kulturgeschichte

Abstract

In der psychopathologischen Literatur fanden in den vergangenen Jahrzehnten "frühe" Störungen verstärkte Aufmerksamkeit. Die Patienten, denen ihre seelischen Konflikte nicht bewusst zugänglich sind, neigen dazu, ihr Leid körperlich "auszuagieren". Auch kulturelle Praktiken wie der Fitness- und Schlankheitskult, Tätowierungen, Piercings oder die Schönheitschirurgie werden in dieser Weise gedeutet. Im Spannungsfeld von psychologischen und kulturhistorischen Erklärungsversuchen erscheint der Körper dabei als "Prozess" – Queer-Identitätspolitik, Schönheitschirurgie und künstlerische Ausdrucksformen wie der Tanz lassen sich als "konkrete Praxen" im Sinne eines "Embodiment" verstehen, durch welches Subjekte versuchen, "zu sich selbst zu kommen". Auch die Psychotherapie scheint sich in dieses Muster einzufügen: Weg von einem unbewussten körperlichen Ausdruck, dem Symptom, sollen die Klienten im Dialog mit den Therapeuten zu einem neuen Narrativ darüber, "was sie sind", und zu neuen körperlichen Ausdrucksformen gelangen. Die Zusammenstellung der einzelnen Beiträge in den zu besprechenden Bänden wirkt thematisch etwas sprunghaft, eine Synthese ihrer Inhalte bleibt dem Leser überlassen. URN: urn:nbn:de:0114-fqs0204392

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Autor/innen-Biografie

Tilmann Walter

Tilmann WALTER, Studium der Geschichte und der Germanistik in Heidelberg; 1997 Promotion in Germanistik über "Unkeuschheit und Werk der Liebe. Diskurse über Sexualität am Beginn der Neuzeit in Deutschland" (Berlin, New York: de Gruyter 1998); derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter des DFG-Projekts "Geschichte der DFG 1920-1970" im Teilprojekt "Medizinische Forschungsförderung durch die Notgemeinschaft/DFG, 1920-1970" am Institut für Geschichte der Medizin der Universität Heidelberg; Arbeitsschwerpunkte: Historische Anthropologie, Wissenschaftsgeschichte, Geschichte der Sexualität; in zurückliegenden Ausgaben von FQS finden sich weitere Rezensionen von Tilmann WALTER; zu Literarische Imagologie und historische Anthropologie der Haut (http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/2-01/2-01review-walter-d.htm), Körperbewegungen und ihre Bedeutungen (http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/2-01/2-01review-walter2-d.htm) und When Men Meet. Homosexuality and Modernity (http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/3-01/3-01review-walter-d.htm).

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Veröffentlicht

2002-11-30

Zitationsvorschlag

Walter, T. (2002). Sammelbesprechung: Körpererleben im Spannungsfeld von leiblicher Erfahrung, therapeutischer Praxis und kulturellem Kontext. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 3(4). https://doi.org/10.17169/fqs-3.4.809

Ausgabe

Rubrik

Körper – Kultur – Identität

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