Konzeptionelle Überlegungen und eine empirische Strategie zur Erforschung von Individualisierungsprozessen

Autor/innen

  • Jens O. Zinn University of Melbourne

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-3.1.887

Schlagworte:

Methodenkombination, Sozialer Wandel, Individualisierung, Typenbildung, Stichprobenziehung, Clusteranalyse, Lebenslaufforschung, Biografieforschung

Abstract

Mit BECKs (1986) These eines neuen Individualisierungsschubs wurde seit den 80er Jahren eine Diskussion über soziale Wandlungsprozesse im Nachkriegsdeutschland entfacht. Die zuweilen unscharfe und uneinheitlich verwendete Begrifflichkeit führte im Individualisierungsdiskurs immer wieder zu Missverständnissen. Dabei liegt eine zentrale Schwierigkeit in den explizit oder implizit mitgeführten Vorannahmen: etwa über das Verhältnis von Handlungsresultaten und dem ihnen zugeschriebenen Sinn sowie der Sozialstruktur zu Institutionen und Akteuren. Da diese Unterstellungen den Kern der Individualisierungsthese betreffen, müssen sie selbst der empirischen Analyse unterzogen werden, statt unhinterfragt vorausgesetzt zu werden. Diese Schwäche steht im Zusammenhang mit etablierten Forschungstraditionen im Nachkriegsdeutschland (etwa Sozialstrukturanalyse, Biografieforschung, Diskursanalyse), denn die unterschiedlichen Forschungsparadigmen erlauben jeweils für sich genommen nur sehr begrenzte Aussagen über Individualisierungsprozesse. Im vorliegenden Beitrag soll am Beispiel der Individualisierungsthese gezeigt werden, wie soziale Wandlungsprozesse angemessen untersucht werden können: Ausgehend von der Unterscheidung zwischen institutioneller und personaler Individualisierung wird eine empirische Strategie zur Untersuchung personaler Individualisierungsprozesse vorgestellt. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Kombination qualitativer und quantitativer Daten und Methoden. Anhand eines Beispiels aus der Lebenslaufforschung wird gezeigt, wie bei der Stichprobenziehung, der Typenbildung und der standardisierten Erhebung und clusteranalytischen Reproduktion der Typologie qualitative und quantitative Forschungsstrategien kombiniert und füreinander fruchtbar gemacht werden können. URN: urn:nbn:de:0114-fqs020171

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Autor/innen-Biografie

Jens O. Zinn, University of Melbourne

Jens ZINN, Dr. phil., Dipl.-Soz., Studium der Soziologie in Saarbrücken und Bielefeld, 1994 Diplom in Bielefeld, 1999/2000 Promotion in Bremen, Wissenschaftliche Tätigkeiten: 1994 Mitarbeit in einem Forschungsprojekt zum Berufsverbleib Bielefelder Soziologie-Absolventen/innen, 1995 bis 1999 Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Sonderforschungsbereich 186 "Statuspassagen und Risikolagen im Lebensverlauf", seit Oktober 1999 Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Sonderforschungsbereich 536 "Reflexive Modernisierung. Analysen zur (Selbst-)Transformation der industriellen Moderne" in München mit dem Arbeitsschwerpunkt "Unsicherheitserfahrungen und Sicherheitsfiktionen in der reflexiven Moderne". Forschungsinteressen: Kombination qualitativer und quantitativer Forschungsstrategien, soziologische Theorien, Lebenslauf- und Biografieforschung, Berufssoziologie, Soziale Ungleichheit

Veröffentlicht

2002-01-31

Zitationsvorschlag

Zinn, J. O. (2002). Konzeptionelle Überlegungen und eine empirische Strategie zur Erforschung von Individualisierungsprozessen. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 3(1). https://doi.org/10.17169/fqs-3.1.887