Die Angst des Wissenschaftlers vor der Ästhetik. Zu Jo Reichertz: Zur Gültigkeit von Qualitativer Sozialforschung

Autor/innen

  • Andreas Huber Universität Zürich

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-2.2.961

Schlagworte:

Modelle der Qualitätssicherung, Ästhetisierung, ästhetische Erkenntnis, postmoderne Ethnografie und Epistemologie

Abstract

Gegen Jo REICHERTZ' intelligenten Beitrag "Zur Gültigkeit von Qualitativer Sozialforschung" kann argumentativ nur wenig entgegenhalten werden. Ziel des folgenden Beitrags ist es auch nicht, REICHERTZ' Ausführungen zu widersprechen, sondern sie im Gegenteil mit weiteren Argumenten zu ergänzen. Aus diesen werden freilich andere Schlußfolgerungen gezogen, als es REICHERTZ tut: Nicht rigide "Modelle zur Qualitätssicherung" sind primär in den Sozialwissenschaften gefragt, sondern vielmehr eine Öffnung von der "reinen" Wissenschaft in Richtung Ästhetik, Kunst und Medien. Der Beitrag versteht sich als Plädoyer für ein Ausbrechen aus der bitteren Ernsthaftigkeit sowie für ein Ablegen des einengenden wissenschaftlichen Sprachkorsetts. Mit der Anwendung experimenteller literarischer Techniken und Stilmittel, welche die neuzeitliche Wissenschaftsauffassung radikal vom akademischen Diskurs getrennt hat, versucht die hier vorgestellte postmoderne ethnographische Schreibweise, die soziokulturellen Konstrukte von erzählter Realität explizit zu machen. Im Gegensatz zum letzten tragischen Helden der Moderne, dem Intellektuellen, übernimmt der postmoderne Intellektuelle die Rolle eines Interpreten. Das heißt, er ist Übersetzer, Dolmetscher, Vermittler, Kommunikator. Seine zwar bescheidene, aber anspruchsvolle Aufgabe besteht darin, Aussagen, die einem bestimmten Sinnzusammenhang entstammen, für Menschen verständlich zu machen, die in anderen Traditionen verwurzelt sind. Dazu verwendet er Strategien wie Witz, Ironie, Parodie und Komik. Da diese Vermittlung hauptsächlich für die Öffentlichkeit gemacht werden sollte – und nicht bloß für einen kleinen Zirkel von Spezialisten der gleichen Professionsgruppe –, sind dabei Lesbarkeit- und Unterhaltungskriterien wichtiger als die Einhaltung strenger Validitäts- und Reliabilitätsstandards. URN: urn:nbn:de:0114-fqs010210

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Autor/innen-Biografie

Andreas Huber, Universität Zürich

Andreas HUBER. Disziplin: Geographie; Forschungsschwerpunkte: Altersmigration von der Schweiz nach Spanien; Identität, Natur und Landschaft in postmodernen Gesellschaften; Öffentlicher Raum und virtuelle Realitäten

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Veröffentlicht

2001-05-31

Zitationsvorschlag

Huber, A. (2001). Die Angst des Wissenschaftlers vor der Ästhetik. Zu Jo Reichertz: Zur Gültigkeit von Qualitativer Sozialforschung. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 2(2). https://doi.org/10.17169/fqs-2.2.961

Ausgabe

Rubrik

FQS-Debatte: Qualitätsstandards qualitativer Sozialforschung