Soziologische Erklärungen zwischen Mikro- und Makroebene und die Integration qualitativer und quantitativer Methoden

Autor/innen

  • Udo Kelle Helmut-Schmidt-Universität Hamburg

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-2.1.966

Schlagworte:

Triangulation, Methodenkombination, Mehrebenenanalyse, Validität, Lebenslaufforschung, Individualisierung, Mikro-Makro-Verbindungen, Methodologische Paradigmen

Abstract

Der Beitrag argumentiert für eine Beendigung methodologischen Lagerdenkens und für eine Integration qualitativer und quantitativer Methoden in der Sozialforschung. Zu diesem Zweck wird zuerst kurz der Diskussionsstand über Methodenintegration referiert, wobei besonderes Gewicht auf den Begriff der "Triangulation" gelegt wird, welcher oft als eine grundlegende Kategorie für Strategien der Methodenkombination dient. Es zeigt sich, dass dieser Begriff zumindest dann, wenn er auf den Bereich der Integration qualitativer und quantitativer Methoden bezogen wird, kein einzelnes methodologisches Konzept, sondern eher eine Metapher mit einem breiten Bedeutungsfeld repräsentiert. Es werden drei verschiedene Bedeutungen dieser Metapher diskutiert: Triangulation als gegenseitige Validierung von Forschungsergebnissen, Triangulation als die Integration von verschiedenen Perspektiven auf denselben Untersuchungsgegenstand und Triangulation in seiner ursprünglichen trigonometrischen Bedeutung. Diese verschiedenen Verwendungsweisen des Triangulationsbegriffs werden mit empirischen Forschungsergebnissen kontrastiert, die aus Projekten der empirischen Lebenslaufforschung stammen, in denen qualitative und quantitative Paneluntersuchungen integriert wurden. Diese Beispiele machen deutlich, dass jede der drei Verwendungsweisen des Triangulationsbegriffs zwar einen beschränkten Wert zur Darstellung und Beschreibung von Kombinationsmöglichkeiten für qualitative und quantitative Forschungsmethoden besitzt, dass aber keines der verschiedenen Triangulationskonzepte als ein allgemeines methodologisches Modell für die Integration qualitativer und quantitativer Verfahren brauchbar ist. Im Schlusskapitel des Beitrags wird die These vorgestellt und begründet, dass das grundlegende Problem bisheriger methodologischer Diskussionen über die Integration qualitativer und quantitativer Methoden darin besteht, dass hier epistemologische und methodologische Konzepte nicht genügend verknüpft werden mit theoretischen Überlegungen über die Natur der untersuchten sozialen Strukturen und sozialen Prozesse. Abschließend werden einige Möglichkeiten skizziert, um sowohl die dargestellten Beispiele aus der soziologischen und sozialpsychologischen Lebenslaufforschung als auch die referierten Diskussionsbeiträge über Triangulation in einen allgemeineren theoretischen Rahmen zu integrieren. Hierzu wird einerseits die Unterscheidung zwischen Mikro- und Makroebene soziologischer Beschreibung herangezogen und andererseits aktuelle Diskussionen über Individualisierungsprozesse in sich modernisierenden Gesellschaften. Es lässt sich zeigen, dass der Triangulationsbegriff in seiner ursprünglichen trigonometrischen Bedeutung zwar nicht als alleinige Grundlage für ein allgemeines Modell der Methodenintegration dienen kann, wohl aber sehr hilfreich sein mag, um eine vertiefte Einsicht in das Verhältnis von Fragen der Methodenintegration zu theoretischen Grundlagenproblemen der Sozial URN: urn:nbn:de:0114-fqs010159

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Autor/innen-Biografie

Udo Kelle, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg

Udo KELLE (http://www.qualitative-research.net/fqs/beirat/kelle-e.htm) is a lecturer in Social Research Methods at the University of Vechta. His main research interests cover the fields of methodology of quantitative and qualitative research, the epistemological foundations of sociological theory and sociology of the life course. Currently he works on concepts to integrate qualitative and quantitative methods in social research. He has published a variety of books and articles about qualitative research methods (e.g. "Empirisch begründete Theoriebildung", Weinheim: Deutscher Studienverlag 2nd edition 1998, "Computer-aided qualitative data analysis. Methods, theory and practice", London: Sage 1995, and together with Susann KLUGE: "Vom Einzelfall zum Typus. Fallvergleich und Fallkontrastierung in der qualitativen Sozialforschung. Opladen: Leske und Budrich 1999).

Veröffentlicht

2001-02-28

Zitationsvorschlag

Kelle, U. (2001). Soziologische Erklärungen zwischen Mikro- und Makroebene und die Integration qualitativer und quantitativer Methoden. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 2(1). https://doi.org/10.17169/fqs-2.1.966

Ausgabe

Rubrik

Die Verbindung qualitativer und quantitativer Methoden: Forschungslogik