Numerische Phänomenologie: Verfahren zur Untersuchung von Kategorien gelebter Erfahrung
DOI:
https://doi.org/10.17169/fqs-2.1.976Schlagworte:
Phänomenologie, Quantifizierung, Klassifikation, LeseerfahrungAbstract
Eine Komplementarität von qualitativen und quantitativen Verfahren geht häufig mit der Annahme einher, dass qualitative Methoden einen Schritt in Richtung auf quantitative Präzision beinhalten oder dass qualitative und quantitative Methoden einander im Sinne von "Triangulation" wechselseitig validieren. Gerade die Variante der analytischen Induktion, die für das qualitative Denken charakteristisch ist, beinhaltet allerdings ebenfalls eine Form der Quantifizierung, die jedoch meist nicht explizit gemacht wird. In dem vorliegenden Beitrag versuchen wir, diese Behauptung zu begründen und stellen in diesem Zusammenhang eine Form der phänomenologischen Analyse vor, die auf numerischen Algorithmen basiert. Bei der numerischen Phänomenologie handelt es sich um ein Verfahren zur systematischen Beschreibung von Kategorien (Arten oder Typen) gelebter Erfahrung innerhalb eines Set von Erfahrungsberichten. Mittels vergleichendem Lesen werden zunächst wiederholte Bedeutungsausdrücke identifiziert und paraphrasiert. Im nächsten Schritt werden auf der Grundlage von Urteilen über das Vorhandensein oder Nicht-Vorhandensein dieser Bedeutungsausdrücke Matrizen erstellt; diese repräsentieren die Bedeutungsprofile für jede der Erzählungen. Abschließend erfolgt eine Gruppierung dieser Erfahrungsberichte aufgrund der Ähnlichkeiten zwischen Bedeutungsprofilen. Diese Vorgehensweise erlaubt es, Kategorien ähnlicher Erfahrungsberichte – sowie deren Attribute – zu identifizieren. Die definierenden Eigenschaften von Klassen werden in der numerischen Phänomenologie also nicht als "Wesenheiten" aufgefasst. Statt dessen sind Klassen durch mehr oder weniger invariante Attribute definiert, d.h. Klassen werden so gebildet, dass die Mitglieder einer Klasse eine hohe Anzahl von Bedeutungsausdrücken gemeinsam haben, wobei allerdings keine einzelne Bedeutung (und auch kein Set von Bedeutungen) für die Mitgliedschaft in einer Klasse notwendig oder hinreichend ist. URN: urn:nbn:de:0114-fqs0101153Downloads
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Veröffentlicht
2001-02-28
Zitationsvorschlag
Kuiken, D., & Miall, D. S. (2001). Numerische Phänomenologie: Verfahren zur Untersuchung von Kategorien gelebter Erfahrung. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 2(1). https://doi.org/10.17169/fqs-2.1.976
Ausgabe
Rubrik
Ansätze für die Kombination qualitativer und quantitativer Methoden
Lizenz
Copyright (c) 2001 Don Kuiken, David S. Miall
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