Entdeckung als Basismethodologie für qualitative und quantitative Forschung

Autor/innen

  • Gerhard Kleining Universität Hamburg
  • Harald Witt Universität Hamburg

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-2.1.977

Schlagworte:

Hermeneutik, Heuristik, Qualitative Methodologie, quantitative Forschung, qualitatives Experiment, Introspektion

Abstract

Der Aufsatz schlägt vor, (1.) dass Forschungsmethodologien in der Psychologie und den Sozialwissenschaften auf Entdeckungen zielen sollten statt auf Deutung und Interpretationen. Er bewertet Hermeneutik und das "interpretative Paradigma" kritisch aus drei Gründen: der inhärenten Subjektivität, der Beschränkung auf Geisteswissenschaft oder die qualitative Datenform und der Tendenz zur Auflösung von Regeln in ihrer jüngsten Phase mit der Behauptung einer Krise der qualitativen Forschung (DENZIN & LINCOLN 1994, S.577f). (2.) Beispiele klassischer Studien in Psychologie und Sozialwissenschaften zeigen, dass mit Hermeneutik verbundene Probleme durch entdeckende oder explorative Forschungsstrategien überwunden werden können. (3.) Die Autoren stellen die Hamburger qualitativ-heuristische Methodologie vor, die mit der verschiedener klassischer Untersuchungen übereinstimmt, aber methodologische Entscheidungen explizit macht. Sie beschreiben die vier Regeln für Datengewinnung und Datenanalyse, die Prozesse und die Prüfverfahren bei heuristischer Forschung. (4.) Der Bericht beschreibt als Beispiel eine Untersuchung, die mit qualitativ-heuristischer Methodologie ausgeführt wurde unter Verwendung der Methoden des qualitativen Experiments und der gruppen-kontrollierten "dialogischen" Introspektion und bewertet diese Techniken. (5.) Als Beispiel für die explorative Verwendung quantitativer Daten dient die Erkundung der Sozialstruktur der gegenwärtigen deutschen Gesellschaft. (6.) Die Autoren zeigen, dass keine inhärente Beziehung zwischen qualitativer oder quantitativer Datenform und einer bestimmten Methodologie besteht – heuristisch, deduktiv, hermeneutisch – obgleich heuristische Forschung in den Human- und Textwissenschaften leichter mit qualitativen Daten arbeiten kann, die ihre Bedeutung im Analyseprozess beibehalten. (7.-8.) Nach einem Blick auf explorative Verfahren in den Naturwissenschaften wird angeregt, entdeckende Forschung in der Psychologie und den Sozialwissenschaften als Grundmethode zu verwenden. Dies kann die Differenz zwischen verschiedenen Forschungsmethodologien in beiden Disziplinen überbrücken und ein neues Verhältnis zu den Naturwissenschaften herstellen, die ihre Erfolge hauptsächlich der Entwicklung ihrer entdeckenden Kapazitäten verdanken. URN: urn:nbn:de:0114-fqs0101164

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Autor/innen-Biografien

Gerhard Kleining, Universität Hamburg

Gerhard KLEINING is Professor of Sociology Emeritus at the University of Hamburg , Germany. His publications include contributions to social structure and stratification, social images and stereotypes, qualitative methodologies and methods, heuristic research, introspection.

Harald Witt, Universität Hamburg

Harald WITT is Professor of Psychology at the University of Hamburg, Germany. His fields of research and publication include work and technique, qualitative research methodologies and methods, introspection.

Veröffentlicht

2001-02-28

Zitationsvorschlag

Kleining, G., & Witt, H. (2001). Entdeckung als Basismethodologie für qualitative und quantitative Forschung. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 2(1). https://doi.org/10.17169/fqs-2.1.977

Ausgabe

Rubrik

Ansätze für die Kombination qualitativer und quantitativer Methoden