Die beste Vorgehensweise in der Forschungspraxis: Rituale und rhetorische Strategien des "Erstkontakts" bei der telefonischen Befragung

Autor/innen

  • Giampietro Gobo Università degli Studi di Milano

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-2.1.978

Schlagworte:

standardisiertes Interview, Verweigerung der Teilnahme, Umfrageforschung, rhetorische Strategien

Abstract

Die Notwendigkeit einer Integration qualitativer und quantitativer Ansätze wird in den Sozialwissenschaften bereits seit längerer Zeit anerkannt; die Forschungspraxis trägt dieser Notwendigkeit jedoch nur selten Rechnung. Der beste Weg, um dieser Zielsetzung näher zu kommen, besteht ggf. in einer Auswahl spezifischer Aspekte empirischer Forschung, in denen die beiden Ansätze eine Zusammenarbeit erreichen können. Ein solcher Aspekt betrifft das Problem des Umgangs mit Verweigerungen in der Umfrageforschung. In diesem Beitrag steht insbesondere der "telefonische Erstkontakt" im Vordergrund, ein klar definierter Schritt im Prozess der Umfrageforschung. Der Schritt ist insofern unverzichtbar, als es während des Kontaktes zu den besagten Verweigerungen kommen kann. Verweigerungen sind ein zunehmendes Problem, das gerade für die Umfrageforschung eine Bedrohung darstellt – und zwar insofern, als der Versuch, den Folgen des Problems entgegenzuwirken, zu einer Verzerrung der statistischen Schlussfolgerungen und der Datenauswertung führen kann. Die Ratschläge zur Gestaltung des Erstkontakts in Handbüchern der Umfrageforschung sind häufig unrealistisch und widersprüchlich. In solchen Texten findet sich außerdem häufig der Vorschlag, statistische Gewichtungen zu verwenden. Im Folgenden wird jedoch die Position vertreten, dass solche Gewichtungen künstlich und zudem häufig völlig willkürlich sind. Aus diesem Grund ist es wichtig, soweit als möglich ein Design mit einer Zufallsstichprobe beizubehalten, indem man versucht, so viele ausgewählte Respondent(inn)en als möglich von einer Teilnahme zu überzeugen. Zu diesem Zweck müssen Forscher(innen) vor allem die telefonischen Kommunikationsprozesse zwischen Interviewer(in) und Respondent(in) stärker beachten; ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Identifikation und der Verbesserung geeigneter rhetorischer Strategien. Auf der Grundlage eigener Forschung macht der Autor Vorschläge für die Handhabung des Erstkontakts und bezüglich rhetorischer Strategien, die dabei zur Anwendung kommen können. Es wird weiterhin gezeigt, wie Diskurs- und Konversationsanalyse relevante Techniken bereits durch die Identifikation derjenigen Strategien verbessern kann, die ein Interviewer bei der Handhabung des Kontakts einsetzt. Dies ist ein erster wichtiger Schritt in Richtung auf die Identifikation der besten Vorgehensweise für die Kommunikation mit Respondent(inn)en. URN: urn:nbn:de:0114-fqs0101177

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Autor/innen-Biografie

Giampietro Gobo, Università degli Studi di Milano

Giampietro GOBO, senior lecture at the Dept. of Social and Political Studies, Faculty of Political Science, University of Milan, has specialized in qualitative and quantitative methods. He published two methodological handbooks. The former on survey interview (Le risposte e il loro contesto. Processi cognitivi e comunicativi nelle interviste standardizzate, Milano, Angeli, 1997); the latter on the ethnographic methodology (Descrivere il mondo. Teoria e pratica del metodo etnografico, Roma, Carocci, 2001). His current research interests concern in organizational studies, mainly on cooperative interactions in workplace and management. He is co-chair of the Research Network on Qualitative Methods of ESA (European Sociological Association). English articles are: Class: stories of concepts. From ordinary language to scientific language. Social Science Information, 32(3), 1993, 467-89.; Class as metaphor. On the unreflexive transformation of a concept in a object. Philosophy of the Social Sciences, 25(4), 1995, 442-67; Review of David Silverman, Doing Qualitative Research. A Practical Handbook, London, Sage, 2000. International Journal of Social Research Methodology, 3(6), 170-2.; German articles are: Schlecht informiert, aber nicht gefahrdet AIDS: Metaphern einer Krankheit in den Augen der Jugend. In Carlo Buzzi and Pierangelo Peri (Eds.), Drogen im Alltag der Jugend (pp.149-169). Bozen: Provincia Autonoma di Bozen-Alto Adige, 1990.

Veröffentlicht

2001-02-28

Zitationsvorschlag

Gobo, G. (2001). Die beste Vorgehensweise in der Forschungspraxis: Rituale und rhetorische Strategien des "Erstkontakts" bei der telefonischen Befragung. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 2(1). https://doi.org/10.17169/fqs-2.1.978

Ausgabe

Rubrik

Ansätze für die Kombination qualitativer und quantitativer Methoden