FQS-Debatte "Lehren und Lernen qualitativer Methoden"

Qualitative Methoden werden inzwischen nahezu flächendeckend in den verschiedensten Studiengängen gelehrt und in Methodenzentren vermittelt. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl außeruniversitärer Angebote, Workshops sowie Lernvideos auf YouTube, Podcasts, E-Learning-Einheiten und vieles mehr, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Doch welchen Anspruch verbinden Lehrende mit der Vermittlung qualitativer Methoden? Welche (Kern-) Kompetenzen wollen und sollen vermittelt werden? Und wie funktioniert das Erlernen qualitativer Forschungsstile? Verlangt qualitatives Arbeiten per se eine bestimmte didaktische Form? Wie lernen Lehrende eigentlich qualitative Methoden zu lehren, und unter welchen Bedingungen findet Lehren und Lernen statt?

Solche Fragen zum Lehren und Lernen qualitativer Forschungsmethoden stehen im Mittelpunkt dieser Debatte. Wir wollen ein Forum bieten, das einen Raum für die vielfältigen Aspekte der Lehre qualitativer Methoden und für die Entwicklung weiterführende Perspektiven eröffnet.

Lehr- und Lernziele

Qualitative Methoden werden in verschiedenen Disziplinen mit unterschiedlichen Ausbildungszielen gelehrt. Eine Reflexion über die Konstituierung dieser Lernziele steht noch aus. Wie beziehen sich Lehr- und Lernziele qualitativer Sozialforschung auf wissenschaftliches Arbeiten und praktische Handlungsfelder? Welche Ziele werden mit qualitativer Methodenlehre verfolgt und welche eingelöst? Zudem handelt es sich bei der qualitativen Methodenlehre um ein facettenreiches und komplexes Feld, das von den Lehrenden eine Strukturierung und von den Studierenden eine Bereitschaft zur Verunsicherung sowie eine hohe Ambiguitätstoleranz verlangt. Wie gehen Lehrende und Studierende mit den Mehrdeutigkeiten und der Vielfalt in der qualitativen Methodenlehre um? Welche Prüfungsformen entsprechen den Lehr- und Lernzielen qualitativer Methodenlehre?

Lehr- und Lernformen

Lange Zeit stand im Kontext der Lehre qualitativer Methoden das forschende Lernen im Vordergrund. Im Zuge der Etablierung und Kanonisierung qualitativer Methoden sowie der Zunahme digitaler Lern- und Kommunikationsformen zeichnen sich Veränderungen ab, die weiterer Erfahrungsberichte und Reflexionen bedürfen. Wie strukturieren Lehrende Lehrinhalte, um einen Überblick über das Feld der qualitativen Methoden zu vermitteln oder vertiefte Erfahrungen in ausgewählten Forschungsstilen zu ermöglichen? Welchen Herausforderungen sehen sich die Lehrenden gegenüber und inwiefern haben sich diese verändert? Einige Methoden sind stärker standardisiert und verfügen über ein elaboriertes Regelwerk, während andere eher intuitive Fähigkeiten und persönliches Geschick erfordern. Unterscheiden sich die didaktischen Ansätze je nach Forschungsmethode? Welche Rolle spielen Forschungserfahrung und Persönlichkeit der Lehrenden?

Kontexte des Lehrens und Lernens

Qualitative Methodenlehre ist disziplinär unterschiedlich curricular und institutionell etabliert; teils findet sie in prekären Nischen statt. Es wäre wünschenswert, die Bandbreite der Lehr- und Lernbedingungen und deren Wirkungen durch vergleichende Perspektiven auf die Methodenlehre zu untersuchen: Welchen Einfluss hat die disziplinäre, institutionelle und curriculare Verankerung auf die Lehre qualitativer Methoden bzw. welche Freiräume oder Herausforderungen ergeben sich durch die Lehre in regulären bzw. außergewöhnlichen Lehr- und Lernräumen? Neben der curricularen Verankerung der Methodenlehre und der institutionellen Ausstattung beeinflusst auch das Verhältnis zu anderen Lehrinhalten die Lehr- und Lernformen: Welche Rolle spielen theoretische Grundlagen? Wie verhalten sich quantitative und qualitative Methodenlehre zueinander? Wie fruchtbar ist eine gemeinsame Lehre?

Inhalte des Lehrens und Lernens

Aus der Lehrpraxis sind in den letzten Jahren eine Vielzahl von Lehrbüchern hervorgegangen, die zur Kanonisierung und Etablierung qualitativer Methoden beigetragen haben: Welche Bedeutung haben diese Entwicklungen für das Lehren und Lernen qualitativer Methoden? Zentrale Veränderungen gehen von postkolonialen und feministischen Diskursen aus: Mit der Forderung, verschiedene Perspektiven einzubeziehen, werden Forschungsmethoden und ihre Lehre konfrontiert. Welche Neuausrichtungen werden notwendig – und welche Bedeutung haben sie für die Lernprozesse zwischen Lehrenden und Lernenden?

Mit dieser FQS-Debatten-Rubrik wollen wir ein Forum für die Diskussion der aufgeworfenen und darüberhinausgehenden Fragen des Lehrens und Lernens qualitativer Methoden bereitstellen und moderieren. Dabei sind wir offen für konzeptionelle Diskussionen, empirische Berichte, Reflexionen und didaktische Vorschläge aus verschiedenen Disziplinen und von unterschiedlichen Beteiligten (Lehrende, Studierende, Forschende, Anbieter*innen von außercurricularen Formaten u.v.m.) – zu allen Aspekten, die mit Herausforderungen der Vermittlung qualitativer Methoden einhergehen.

Wenden Sie sich bei Fragen bitte an die Debattenherausgeber*innen: Laura Behrmann, Franz Breuer, Margrit Schreier und Nicole Weydmann, E-Mail: deb_teaching@qualitative-research.net.

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